Veranstaltung

NÜRNBERG

Feierstunde in der Lorenzkirche

Anlässlich des Internationalen Gedenktages für Drogentote haben mehrere Gruppen, Vereine und Privatpersonen in der Nürnberger Lorenzkirche eine Gedenkfeier abgehalten. Im Jahr 2019 starben in Nürnberg 34 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums.  An der Gedenkfeier in der Nürnberger Lorenzkirche beteiligten sich der Jugend- und Drogenhilfeverein mudra, die Elterngruppe verstorbener Drogenkonsumenten sowie die Klara- und die Lorenzkirche. In der Gedenkfeier mit dem Titel „Ein Leben für ein Päckchen H“ kamen unter anderem neben Drogenkonsumenten selbst, auch Eltern von verstorbenen Drogenabhängigen zu Wort.

 

Erinnern an die 34 Drogentoten in Nürnberg im Jahr 2019

Zudem erinnerten die Organisatoren an jeden einzelnen der 34 Drogentoten in Nürnberg im Jahr 2019. Sie schrieben die Namen der Männer und Frauen auf Steine. Die Steine, die dann an einem Denkmal bei der Klarakirche abgelegt werden sollen. Die Veranstaltung sollte auch der Besinnung dienen, so Kerstin Brauer vom mudra-Organisationsteam. Aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen war die Teilnehmerzahl an der Gedenkfeier in der Lorenzkirche begrenzt.

Br24 redaktionell gekürzter Beitrag;   Filmbeitrag unter shorturl.at/dAMQS

Neues Drogenhilfezentrum für Nürnberg – mit Konsumräumen?

Der Sohn von Claudia Ströhl ist bereits vor Jahren den Drogen zum Opfer gefallen. Ein geplantes Drogenhilfezentrum soll die Situation bald verbessern. Elf Jahre ist Florian jetzt schon tot. Claudia Ströhl hat ihren Sohn ans Heroin verloren. Der damals 24-Jährige starb an einer Überdosis auf der Toilette eines Nürnberger Schnellrestaurants. Hätte es damals spezielle Drogenkonsumräume in der Stadt gegeben, so die Mutter, wäre vielleicht alles anders gelaufen und Florian hätte noch gerettet werden können. Sie wünscht sich für das von der Nürnberger Rathaus-Koalition geplante Drogenhilfezentrum Konsumräume, wie sie in sechs anderen Bundesländern bereits existieren.

Überwachter Konsum in Drogenkonsumräumen

In Drogenkonsumräumen können Abhängige unter medizinischer Aufsicht und hygienischen Bedingungen Drogen konsumieren. Außerdem sollen sie dort Hilfe zum Ausstieg aus der Sucht bekommen. Norbert Wittmann von der Drogenhilfe „mudra“ hält solche Räume für dringend nötig. Es würde den Drogenkonsum auch größtenteils aus dem öffentlichen Raum verbannen. Die „mudra“ sitzt bei den Planungen für das Drogenhilfezentrum mit am Tisch. Bis Ende Dezember soll ein Konzept entwickelt sein und dann dem Sozialausschuss vorgelegt werden.

Bayerische Staatsregierung lehnt Konsumräume ab

Ob in dem Drogenhilfezentrum tatsächlich auch Konsumräume integriert werden, hängt vor allem davon ab, ob die bayerische Staatsregierung ihre strikte Ablehnung aufgibt, denn die muss das Nürnberger Konzept absegnen.  Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml von der CSU sieht Drogenkonsumräume weiterhin kritisch, man müsse Süchtigen eng zur Seite stehen, vor allem aber auf Prävention, sowie Substitutionsmöglichkeiten setzen, so Huml gegenüber dem BR

Quelle Bild und Text br24

 

 



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RHEINE

Mit dem Rad zu den Gräbern der Verstorbenen

Wie in den vergangenen Jahren veranstaltete die Jugend- und Drogenberatung, zum 21.Juli eine Gedenkaktion, um öffentlich auf das Thema „Drogentot“ auch in Rheine aufmerksam zu machen.
Mit einem Infostand auf der Emsbrücke, der Haupteinkaufsstraße in Rheine, erinnerten die Mitarbeiter*innen an die an den Folgen des Drogenkonsums gestorbenen Klienten*innen
Schwarze Luftballons, an weißen Steinen befestigt, die  jeweils einen Namen einer/s Verstorbenen trugen, säumten die Brücke und stießen auf große Interesse bei den Bürgern der Stadt.

Der zentrale Veranstaltungsort machte sich deutlich auf die Menge der erreichten Personen bemerkbar. Alle Mitarbeiter*innen waren in schwarz gekleidet und verschenkten an die Passanten Gedenkbänder oder eine weiße Rose. Ein großes Banner wies im Hintergrund auf den Anlass der Aktion hin.

Im Vorfeld hatte die Presse einen Bericht zum Tag und zum Thema der Veranstaltung veröffentlicht.

Im Kontaktladen „Café Relax“ wurde schon am Vormittag per Powerpoint Präsentation, mit Namen und Bildern an die Verstorbenen erinnert.

Da Corona eine größere Veranstaltung in den Räumen des Kontaktladen verhinderte, ist für die anstehende Woche eine Fahrradtour zu verschieden Gräbern unserer Verstorbenen geplant. Hierfür haben sich zahlreiche Klienten angemeldet.

Bernard



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UNNA

Drogenhilfe und JES gemeinsam am 21. Juli 2020

Bereits einen Tag vor dem Gedenktag wurde in einer Gemeinschaftsaktion von LÜSA und JES ein Banner mit dem Namen verstorbener Drogengebraucher_innen der Jahre 1997 bis 2020 im Stadtpark nahe des Treffpunkts der Drogenszene aufgehängt.

Das Banner wird seine weitere Verwendung an der LÜSA-Villa finden, wo auch das Foto gemacht wurde

Am 21.07. begannen um 11.30 Uhr die Kirchenglocken in Unna zu läuten. Verschiedene Mitarbeiter_innen des LÜSA Projektes DAWO gedachten in Reden sowohl verstorbenen Mitarbeiter_innen als auch verstorbenen Drogengebraucher_innen.

Zum <Ausdruck des Gedenkens wurde ein Olivenbaum gepflanzt. Anschließend hatten verschiedene Drogengebraucher_innen wie Betty, Heinz und ich selbst die Möglichkeit ein paar Worte zu sagen.

Mit Gegrilltem sowie Kaffee u Kuchen u diversen Softdrinks war es zusammengefasst ein besinnliches Miteinander!

Björn

 

 



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WÜLFRATH/METTMANN

Aufgrund der Hygienevorschriften und der Personenzahlbegrenzungen  durch den Coronavirus findet die Aktion zum Gedenken an verstorbene Drogenkonsument*innen in einem kleinen Rahmen statt.

Die Mitarbeitenden der Suchthilfe und der Wohnungslosenhilfe für den Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V. laden am Dienstag, den 21.Juli 2020 zum Kirchplatz der St. Lambertus von 13:30Uhr bis 14:30Uhr zum Gedenken ein.

Um 14:00 Uhr werden die Kirchenglocken geläutet und den Verstorbenen gedacht. Gemeinsam mit unseren Klient*innen wurden sogenannte „Hoffnungssteine“ bemalt, und vor der Kirche werden vor der Kirche ausgelegt, diese können dann mitgenommen  werden.

Wir würden uns freuen, wenn die Steine weiträumig verteilt werden, sodass symbolisch auch das Gedenken an die verstorbenen Drogengebraucher*innen hinaus in die Welt getragen wird.

Datum:  21.07.2020
Ort:         St. Lambertus Gemeinde
Zeit:        13:30Uhr – 14:30Uhr
 

 



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HALLE

„Gedenken und Protest vor der drobs Halle am Franckeplatz“

Zum internationalen Gedenktag am 21.07.2020 hat die drobs Halle in Kooperation mit der DHV Halle-Saalekreis sowie der CSC Halle -Saalekreis e.V. zum Gedenken vor der Beratungsstelle geladen.

Erneut war die drobs Halle mit ihrem Partyprojekt „Nightline“ vor Ort, um sachliche Informationen zu illegalisierten Substanzen zu streuen und Safer-Use-Beratung anzubieten. Am DHV Infostand gab es umfangreiche und vielfältige Informationen zum Thema Hanf sowie ein Quiz.

Neben unseren Infoständen gab es für neugierige PassantenInnen die Möglichkeit, sich zur Thematik auf unserer Bodenzeitung anonym und kritisch zu äußern.

Um in Zukunft weiterhin viele Menschen für das Thema zu sensibilisieren ist es uns wichtig, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.

Wir gedenken den 1398 verstorbenen Drogengebrauchern in Deutschland.



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BRAUNSCHWEIG

BRAUNSCHWEIG

Nicht die Worte, die Menschen zählen

Alex, Andreas, Felix… „  während die Geräusche der Stadt zum Windmühlenberg zwischen Oker, Schienen und Straße heraufwehen, liest Pfarrer Henning Böger Namen vor, die auf Holzkreuzen   stehen. Menschen, die zwischen dem 21. Juli 2019 und dem 21.Juli 2020 im Zusammenhang mit Drogenkonsum gestorben sind.

,,  …  Nils, Christian, Claudia … „ Es fängt schon damit an, wie wir von ihnen reden. Es sind Drogentote. Hier aber, am „Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher“, der immer am 21. Juli begangen wird, sind es vor allem  Menschen, um  die wir trauern, Menschen im Bannkreis  von   Drogensucht.  Vor der Zeit gestorben.

Thomas Fabian sprach auf dem Windmühlenberg Foto Bernward Comes

, … Mirco, Carsten … „ Es ist nicht nur eine Auseinandersetzung  um die richtigen Worte, es ist auch  eine um   die   richtige   Strategie.   ,JES“ heißt eine der  Organisationen, die heute  den Freiluft­Gottesdienst der St.­Magni­Gemeinde mit ausrichten, in deren Beritt der Windmühlenberg  als  Brennpunkt der Drogenszene liegt.

Blumen und Namen. Besucher konnten von den 16 in Braunschweig verstorbenen Abschied nehmen

,,  …  Sascha, Timo, … „ Auch die Drogenberatungsstelle und das Café Relax des Paritätischen und die Aidshilfe Braunschweig sind im Rondell  auf dem Windmühlenberg beim  Gedenktag dabei,  unterstützen, helfen. Verschiedene Strategien und Begrifflichkeiten für eine gemeinsame Sache.  Hilfe! Zwischen Prohibition und Prävention, Akzeptanz und Abstinenz, Gebrauch und Missbrauch gibt’s aber vor allem: Trauer und Ratlosigkeit.

,, …  Angelika, Rolf … „ Die Zahl der Drogentoten spricht eigentlich eine klare Sprache. ,, … Hartmut, Bernd  …“ Die nicht vergessen sind, sagt Henning Böger. Die Gemeinde steht hinter dieser wichtigen, notwendigen Arbeit, die Menschen in den Blick nimmt, die im Leben auch viele glückliche Momente hatten.  Böger erzählt die Geschichte von der aufsummierten Lebenszeit aus    Glücksmomenten. „. Renate und Martin…“ 16 Drogenopfer in Braunschweig in einem Jahr. Die sterben nicht alle an  der Überdosis,  sondern  oft  an   Folgeerkrankungen, sagt Thomas Fabian vom Vorstand der Aidshilfe.

Braunschweiger Zeitung 21.07.2020 von Henning Noske; redaktionell gekürzter Beitrag



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JENA

Gedenken am 21 Juli in Jena

Täglich sterben weltweit hunderte Menschen an den Folgen des Konsums illegalisierter Drogen.

Wir, die Suchtberatungsstelle der Stadt Jena, veranstalteten gemeinsam mit der Hilfe zur Selbsthilfe, der Aidshilfe und dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Jena an diesem Gedenktag eine stille Aktion zum Gedenken der Thüringer Drogentoten. (mit Kerzen, Luftballons und Gedenkbanner in der Jenaer Innenstadt)

26 Menschen, davon 23 Männer und 3 Frauen starben 2019 offiziell in Thüringen an den Folgen des illegalisierten Drogenkonsums. Wir gehen jedoch von einer höheren Dunkelziffer aus.

Ina Karsten



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SCHAFFHAUSEN (Schweiz)

Gedenken in der Heroinambulanz

In der Abgabestelle für die Heroingestützte Behandlung in der Schweiz, stand ein sehr schön dekorierter Bilderrahmen, in dem eine Liste mit den Patienten eingearbeitet war, die seit Bestehen der HeGeBe Schaffhausen verstorben sind. Das Arrangement dort wurde übrigens von der Leiterin der Einrichtung umgesetzt.

Ferner gab es die Möglichkeit für die Patient_innen und Mitarbeiter_innen ein Teelicht anzuzünden um an verstorbene zu erinnern  Die vom JES Bundesverband bereitgestellten JES Armbänder stießen auf großes Interesse. Diese Veranstaltung war klein und fein und gab jedem die Möglichkeit auf die Weise zu gedenken ( oder eben auch nicht) wie er/sie wollte. Es bleibt abzuwarten ob es auch Interesse bei den Patient_innen gibt diese Aktion in Schaffhausen ein wenig auszuweiten und in die Öffentlichkeit zu tragen.

Janka

 

 

 



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MANNHEIM

„Wider dem anonymen Sterben“

Wir, die Mitarbeiter_innen des Drogenvereins Mannheim e.V. gedenken am 21.07.2020 allen verstorbenen Drogenkonsument_innen und ihren Hinterbliebenen.

Wir vergessen Euch nicht!

Das Gesamtteam des Drogenvereins Mannheim e.V.

 

In Mannheim verstarben seit dem letzten Gedenktag 9 Personen an den direkten und indirekten Folgen ihres Drogenkonsums.  Der 21. Juli ist nicht nur ein Tag des Gedenkens und des Trauerns, sondern auch ein Tag, um öffentlich auf die Folgen des Drogenkonsums hinzuweisen.

Der Drogenverein Mannheim e.V. beteiligte sich mit drei Aktionen. Weithin sichtbar wurde über das Display eines Mannheimer Hochhauses auf den Gedenktag aufmerksam gemacht. Die Einspielung erschien über  den gesamten Tag.

 

Die Konkordienkirche und der Drogenverein Mannheim e.V.  luden am 21. Juli um 11 Uhr zu einem Gedenkgottesdienst ein. Natürlich stand die Kirche an diesem, wie auch an allen anderen Tagen im Jahr, für alle Menschen offen! Pfarrerin Anne Ressel erinnerte gemeinsam  mit einem Imam von der Yavuz Sultan Moschee an die Verstorbenen. Im Anschluss an den Gottesdienst gingen wir mit Interessierten in den Dialog  und thematisierten, unter welchen meist unwürdigen Bedingungen Drogengebraucher_innen leben und  sensibilisierten dafür, dass das Thema Drogentod leider immer präsent ist. Auch in der Neckarstadt West wurde der Verstorbenen gedacht. Die Kirchenglocken der Lutherkirche läuteten von 10:55 bis 11:00 als Zeichen der Anteilnahme.

Als dritte Aktion wurde an der Hausfront des Drogenvereins in K3, 11-14 ein Transparent mit den Vornamen der verstorbenen Drogenkonsument_innen der Stadt Mannheim angebracht.

DHV Mannheim



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DORSTEN

Gedenken an über 90 Drogentote mit einem Gottesdienst

Seit neun Jahren begeht das Café Kick diesen Gedenktag. Das vom Caritasverband seit 1994 unterhaltene Café im Caritas-Gebäude am Westgraben ist Treffpunkt für Drogenabhängige und Rekonvaleszenten im Methadon-Programm sowie Anlaufstelle für illegale Drogen konsumierende Bürger. Zum Gedenken an die bisherigen über 90 Drogentoten von den 1970er-Jahren bis heute ist im Café ein Gedenkbaum aufgestellt mit Blättern, die mit Namen versehen sind und an die Drogentoten erinnern (Foto).

Wegen der Corona-Pandemie darf 2020 ein solches Zusammensein nicht stattfinden. Stattdessen gibt es einen Gedenkgottesdienst in der Klosterkirche der Franziskaner mit Pater Heribert Arens, Angehörigen und Klienten. Denn in den letzten 12 Monaten verstarben in Dorsten aufgrund ihres langjährigen Drogenkonsums bzw. an Folgekrankheiten vier Personen. Im ökumenischen Gottesdienst werden Steine mit den Namen der Verstorbenen um den Altar auf einem Tuch arrangiert. Der Pater liest für die Verstorbenen die Messe.

Anlässlich des Drogentotengedenktages wird in den Medien deutschlandweit über Schicksale Drogen konsumierender Menschen berichtet, um so über die lokalen Aktionen hinaus eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu erreichen.

 

20.07.2020 Auszüge aus Dorsten Transparent von Wolf Stegemann

 

 



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MÜNCHEN

 

„53 Drogentote sind 53 Verstorbene zu viel“

Gründe für diese Forderungen liegen laut Margot Wagenhäuser, Leiterin des Therapieverbund Sucht der Caritas, auf der Hand. 53 Menschen verstarben im vergangenen Jahr in München an den Folgen von Drogenkonsum: „53 Drogentote sind 53 Verstorbene zu viel“, betont sie. Neben Drogenkonsumräumen bräuchten Menschen besonders im ländlicheren Raum besseren Zugang zur Substitution. Wagenhäuser warnt vor den Folgen einer solchen Vernachlässigung:  „Die schlechte Versorgungslage mit Substitutionsprogrammen im ländlichen Raum führt dazu, dass diese Menschen zu anderen Substanzen greifen.“

Erstmals ein Grußwort der Bürgermeisterin

 

Wissenschaftlichkeit statt Ideologie

Drogenpolitik brauche Expertentum und Wissenschaftlichkeit, meint Jörg Gerstenberg von prop e.V. Was in der Coronakrise zum Usus wurde, sei in der Drogenpolitik jedoch noch nicht angekommen.  Viel mehr ginge es hier noch um ideologische Debatten. Zusätzlich zu flächendeckender Substitution und Konsumräumen fordern Suchthilfeträger also auch die etwa in der Schweiz bereits erprobte Maßnahme des Drugchecking. Druckchecking ist die Möglichkeit, straffrei Drogen auf ihre Inhalte, Wirkstoffgehalte und mögliche Verunreinigungen testen lassen zu können. Besonders für jüngere Konsument*innen, die häufig auf synthetische Drogen umsteigen, sei Drugchecking ein potentieller Lebensretter, betont Klaus Fuhrmann.

„Ich möchte euch alle hier nächstes Jahr wieder sehen!“

Sichtlich emotional verliest Angelika May-Norkauer von prop e.V. die 53 Vornamen der im vergangenen Jahr verstorbenen Drogengebraucher*innen. Ob selbst Konsumierende*, Angehörige oder Sozialarbeiter*innen in der Suchthilfe – viele der Namen sind den am Marienplatz versammelten Menschen bekannt. Hinter den politischen Forderungen steckt die jahrelange Erfahrung, welche Auswirkungen Marginalisierung auf Drogengebraucher*innen hat. Jörg Gerstenberg prangert den oft gefühlten Zynismus in der Drogendebatte an: „Es steht einer offenen und humanen Gesellschaft nicht an, so über Menschen zu reden. Jedes Leben zählt!“ Nach Ende einer Schweigeminute wendet sich Olaf Ostermann, Stellvertretender Bereichsgeschäftsführer bei Condrobs e.V., an die versammelten Drogengebraucher*innen: „Passt auf euch auf. Ich möchte euch alle hier nächstes Jahr wieder sehen!“ Er weiß, viele Drogentode könnten er und seine Mitarbeiter*innen mit einem Umschwung in der bayerischen Drogenpolitik verhindern.

 

 Maskenpflicht, Abstandsmarkierungen und Co hielten uns jedoch nicht davon ab, mit unseren Forderungen an die Öffentlichkeit zu gehen, Präsenz zu zeigen und jedem Verstorbenen* eine Stimme zu geben. Nach vorangegangenen Überlegungen ob und wie man in diesem Jahr überhaupt eine Veranstaltung abhalten kann, sehen wir nun dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Zum ersten Mal hielt eine Bürgermeisterin Münchens das Grußwort und zeigte sich dabei den Betroffenen, uns Mitarbeiter*innen der Suchthilfe und Angehörigen nicht nur sehr wertschätzend, sondern auch äußerst dankbar. Auch über Ihr Angebot der Unterstützung freuen wir uns sehr und bleiben im Gespräch. Durch die vielen Pressevertreter*innen vor Ort konnten wir mit unseren Forderungen in diesem Jahr zudem auch hohe mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Und so bleibt am Ende der Veranstaltung wieder einmal die Hoffnung, dass unser Apell an die bayerische Staatsregierung vielleicht doch noch irgendwann einmal Gehör findet.

Vanessa Cramer, stellvertretende Einrichtungsleitung Kontaktladen limit, Condrobs e.V. Gerhard Schützinger, Öffentlichkeitsarbeit, Condrobs e.V.



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BONN

BONN

Medaillons für Bilder von verstorbenen Freund_innen

Aufgrund der Covid 19-Pandemie war es uns in diesem Jahr nicht möglich, in der Szene eine Gedenkinstallation aufzubauen. Den Drogengebrauchenden eine Möglichkeit des Trauerns zu geben ist normalerweise der Schwerpunkt der AIDS-Initiative im Verbund mit JES Bonn zum Gedenktag.

Deshalb haben wir dieses Jahr Medaillons/Amulette verteilt, so dass die Community hier ein Bild einer verstorbenen Freundin oder Angehörigen und eines verstorbenen Freundes oder Angehörigen einfügen konnte. Diese Idee kam sehr gut in der Szene an.

 



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BERLIN MITTE

Berlin Mitte

Gedenken am Berliner Leopoldplatz

Das Projekt „Berlin Mitte – Stadt für Alle“ von Fixpunkt e.V., beging den diesjährigen Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen am Leopoldplatz. In enger Zusammenarbeit mit dem sozial-ökologischen Gemeinschaftsgarten himmelbeet, war es ein Zusammenfinden des Protestes, der Aktion und der Trauer mit vielen Kooperationspartner*innen im Kiez.

Passend zum Motto des Gedenktages, „Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenrecht sein“, war die Verdrängung am Leopoldplatz eines der bestimmenden Themen der Veranstaltung. So wie die jeweils dort angesiedelten himmelbeet sowie Drogen- und Suchtberatungsstelle Frauenladen in kürze davon betroffen sein wird, kam es bereits im Juni zu einer Räumung von Schlaflagern obdachloser, drogenkonsumierender Menschen im Kiez. Letztere trifft die Verdrängung aufgrund des brüchigen Hilfesystems, von mangelnden passenden Notschlafstellen sowie der repressiven Drogenpolitik besonders hart. Dabei zeigten andere Länder schon längst, dass es bspw. Heime und Notübernachtungen geben kann, in welcher der Gebrauch von illegalisierten Substanzen möglich ist. So z.B. die Mentlvilla in Innsbruck, Österreich. Dieser Ansatz wurde in Berlin zwar aufgrund der Corona-Krise diskutiert, aber nicht umgesetzt.

Künstlerisch auf die Marginalisierung hingewiesen hat im Programm des Tages der Verein für Wohnungslose und sozial ausgegrenzten Menschen Unter Druck – Kultur von der Strasse sowie Lari und die Pausenmusik. Des Weiteren kam es zum Vortragen von Gedichten und besinnlichen Worten der Pastorin der Nazarethkirchgemeinde, Eva Finkenstein. Der Frauenladen stellte ihre Aktion vor, bei welcher Namen von verstorbenen Drogengebrauchenden auf kleinen Steinen geschrieben und gestaltet werden konnten. Diese wurden dann in der Kontaktstelle von Fixpunkt e.V. ausgelegt. Um die letzteren Räumlichkeiten steht es allerdings auch schlecht, da diese in einem halben Jahr verlassen werden müssen.

Das Team von Fixpunkt e.V. am Leopoldplatz bedankt sich hier nochmals herzlichst bei allen Mitwirkenden des Gedenktages, welcher wieder Mals Raum für Austausch und gegenseitiger Unterstützung im Kiez geboten hat.  Julian Kaser



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LEIPZIG

Ein Ort des Gedenkens im Elisenpark

Im Rahmen des Internationalen Gedenktages organisierte  die I.G.edenkstein Leipzig – eine Initiative von Angehörigen, Freund*innen,  (ehemaligen) Konsument*innen und  Sozialarbeiter*innen – jährlich am 21. Juli Veranstaltungen, um der Menschen zu gedenken, die an ihrem Drogenkonsum oder dessen Folgen verstorben sind.  Den Akteur*innen war es ein wichtiges Anliegen, einen festen Ort zu schaffen, um an die Betroffenen zu erinnern und der den Angehörigen einen Platz und Zeit für ihre Trauer bietet.  Zu diesem Zweck arbeitete die I.G.edenkstein seit über fünfzehn Jahren darauf hin, einen Gedenkstein für diese Menschen zu errichten.

Durch Benefizaktionen am jährlichen Gedenktag konnten in den vergangenen Jahren Spenden zur Finanzierung des Steines eingeworben werden. Mit Hilfe eines Steinmetz wurden Ideen für den Gedenkstein entwickelt und umgesetzt.

Da der Stein seinen Platz im öffentlichen Raum finden sollte, musste das Konzept und die Entwürfe zum Stein in vielen städtischen Gremien vorgestellt und diskutiert werden. 2020 konnte nun endlich am 21. Juli der Gedenkstein mit einer Feierstunde enthüllt und eingeweiht werden.

Gedenkstein soll zum nachdenken anregen

In seinem Grußwort betonte der Sozialbürgermeister Prof. Dr. Thomas Fabian: „Mit der Errichtung eines Gedenksteins in Leipzig wurde nun nicht nur ein Ort der Erinnerung und der Trauer geschaffen, sondern auch ein „Stein des Anstoßes“. Der Stein soll und wird uns zum Nachdenken anstoßen über unseren Umgang mit konsumierenden und drogenabhängigen Menschen. Sie verdienen gesehen und beachtet zu werden.

Grosses Interesse bei der Einweihung des Gedenktages in Leipzig

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Dieser Satz steht in unserem Grundgesetz an erster Stelle und er benennt keinerlei Voraussetzungen für Würde. Jeder Mensch hat Würde und diese darf durch nichts und niemanden in Frage gestellt oder verletzt werden.“

Die Veranstaltung wurde durch eine Andacht unter freiem Himmel mit Pfarrer Keller abgerundet, der sich auf der Gitarre selbst begleitete. Bei Kaffee, Kuchen und Live-Musik gab es im Anschluss Raum und Zeit für Begegnungen, um Gedanken und Gefühle austauschen.

IGedenkstein

 

Im Namen der Deutschen Aidshilfe sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Eltern und Angehörigen, des JES Bundesverbands und Akzept möchte ich der IGedenkstein unseren ganz besonderen Dank aussprechen. Dank für den langen Atem und das hohe Maß an Motivation, dass sicherlich ausschlaggebend war den Weg der durch vielfältige Hürden und Barrieren auf dem Weg zum Gedenkstein in Leipzig gekennzeichnet war. Eure Initiative, die verschiedene Organisationen der Drogen, Aids und Suchthilfe sowie engagierte Selbstorganisationen in Leipzig vereint, ist ein Beispiel dafür, was man gemeinsam leisten kann.

 

 



Veranstaltung

BERLIN SPANDAU

BERLIN- SPANDAU

Gedenkbaum am Lutherplatz

Auch in diesem Jahr war das Spandauer Projekt Spax von Fixpunkt e. V. in Kooperation mit der Luthergemeinde mit einer Gedenkveranstaltung auf der Straße. Rund um den im letzten Jahr gepflanzten Gedenkbaum am Lutherplatz trafen sich am 21.07. ca. 40 Personen. Mit dabei auch einige Gesichter aus dem Gemeinwesen, der Drogenhilfe und dem Bezirksamt. Pfarrer Karsten Dierks und Spax-Mitarbeiter*innen teilten sich die Redebeiträge.

In diesem Jahr wollten wir erneut den Gedenkbaum miteinbeziehen. Im Vorfeld haben Teilnehmer*innen aus unserem Beschäftigungsprojekt eine Palisade als Schutz für den Baum gebaut. Darüber hinaus wurden Gedenktäfelchen zum Beschriften und Anhängen gebastelt. Diese Holztäfelchen stammen von unserem Soli-Zaun, der uns in den letzten Monaten als Ausgabe für Lebensmittel für unsere Klient*innen diente und auch regelmäßig großzügig von der Nachbarschaft und vom umliegenden Bäcker mit Spenden behangen wurde.

Diese Täfelchen konnten am Gedenktag beschriftet werden und schmücken nun immer noch unseren Baum. Wir sind froh, dass wir den Tag draussen mit vielen Menschen zelebrieren konnten. Unter Beachtung von Hygiene- und Abstandsregelungen war dies auf dem Lutherplatz sehr gut möglich.

Zum Schluss gab es wie jedes Jahr Kaffee und selbstgebackenen Kuchen und viel Zeit zum Austausch. Dieser Tag bot allen Beteiligten Raum zum Gedenken und Innehalten.

 

Claudia Ehnert, Fixpunkt e. V.