Veranstaltung

HAMBURG

Mahnwachen im Schwarzenbergpark vor dem Museum für Kunst & Gewerbe

Am 21.Juli gab es in Hamburg zwei Mahnwachen, im Schwarzenbergpark in Harburg und in St.Georg vor dem Museum für Kunst & Gewerbe. Wir haben uns dieses Jahr für eine eigene Mahnwachen in Harburg entschieden da im letzten Jahr viele Drogengebrauchende verstorben sind, welche teilweise Jahrzehnte lang das Abrigado aufsuchten und sie viele Kontakte in die Szene und zu den Mitarbeitenden hatten.

Für Hassan, Luigi, Matze, Moses Luigi und Matze

„…1581 Menschen verstarben durch den Konsum illegalisierter Substanzen. Noch viel mehr starben an der Drogenpolitik. Auch Hassan, Luigi, Matze und Moses um die wir heute im Besonderen trauern und an die wir uns erinnern wollen, sind nicht an einer Überdosis verstorben, sondern an den Bedingungen unter denen sie leben mussten.

So ist die Forderung des heutigen Tages eine individuelle Substitution und Take-Home für alle die es brauchen. Auch der Abbau der Hürden zur Diamorphinbehandlung ist längst überfällig und generell gilt für alle Hilfeleistungen: Unabhängig von Aufenthaltsrecht, Krankenversicherung und dem Anspruch auf Transferleistungen haben alle Hilfsbedürftigen einen Anspruch auf Zugang zum Hilfesystem.  Auch denen, um die wir heute trauern, wäre dann vermutlich ein längeres Leben möglich gewesen. Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie Überlebenswichtig das uneingeschränkte Angebot der niedrigschwelligen Drogenhilfe ist. Oft genug ist dies aufgrund der nicht-bedarfsgerechten finanziellen und personellen Ausstattung der Einrichtungen nicht möglich. So fordert die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen eine ausreichende und verlässliche Absicherung der Angebote der niedrigschwelligen Drogenhilfe und deren Ausbau.“

Für eine Trauerrede konnten wir Kerstin Artus nebenberuflich Trauerrednerin gewinnen. 

Trauer neben Tränen und Verzweiflung, besteht auch aus Widerständigkeit.

Sie entsprach unserem „…Wunsch, der Trauer um Moses, Hassan, Luigi und Matze Raum zu geben. Sie sind seit Beginn der Pandemie verstorben. Sie fehlen. Fehlen Euch, den Sozialarbeiter*innen. Fehlen Euch, Ihr, die hier einen Ort findet, an dem Ihr willkommen seid. Miteinander sein könnt. In dieses Miteinander hat der Tod der vier Weggefährten eine Lücke gerissen.

Und später bringt sie es in ihrer bewegenden Trauerrede auf den Punkt, indem sie auf die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Missstände hinwies:

„Ihr hier wisst, dass der Tod von Moses, Hassan, Luigi und Matze kein Schicksal gewesen ist. Sie sind nicht alt geworden und nicht gestorben, weil es keine Alternativen gegeben hätte. Es sind die Umstände gewesen, die ihre frühen Tode verursacht haben. Und das macht traurig und wütend. Ein Großteil der Gesellschaft sieht Süchtige nicht als chronisch Erkrankte. Und ihre Lebensumstände nicht als Folge von Stigmatisierung, zu knappen Angeboten und Hilfeleistungen, und dem Leben auf der Straße. Daher darf die Trauer neben Tränen und Verzweiflung, auch aus Widerständigkeit bestehen. Und deswegen ist der 21. Juli bedeutsam. Er mahnt, auch vor dem Hintergrund der Pandemie und den dadurch verschärften prekären Lebensverhältnissen, dass es umsetzbare Vorstellungen gibt, die ein besseres Leben ermöglichen würden. So dass es einerseits Hoffnungen und Wünsche für Moses, Hassan, Luigi und Matze gibt, dass es ihnen nun bessergehe, dort, wo sie sich jetzt befinden. Und es sich zum anderen lohnt, sich dafür einzusetzen, dass sich die Bedingungen für die Lebenden endlich verändern.“

Dann wurden Murmeln verteilt, die jeweils für eine Erinnerung stehen können. Das Lied „Skinny Love“ bot die Gelegenheit eines stillen Gesprächs mit denen die man vermisst oder für ein Gebet.

 

Das Hamburger Abendblatt fasste es, unter anderem, so zusammen: „Juri, Marion, Rebecca – gut drei Dutzend Namen hängen an einem Baum auf dem Schwarzenberg. Die Menschen, die diese Namen bezeichnen, sind tot. Sie gehören zu den 76 Hamburger Drogentoten des Jahres 2020. Bundesweit waren es 1581. Die Besucher und Mitarbeiter der Drogenhilfeeinrichtung Abrigado haben den Zahlen Namen gegeben.

Urs

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NDR Beitrag


Mahnwache in Hamburg-St. Georg

Unter dem Motto „Du fehlst“ haben wir am 21. Juli 2021 in St. Georg vor dem Museum für Kunst und Gewerbe gemeinsam mit Besucher*innen des ragazza, Angehörigen, Freund*innen und Kolleg*innen der Landesstelle für Suchtfragen e.V. und des Deutschen Hanfverbands – Ortsgruppe Hamburg verstorbener Drogengebraucher*innen gedacht und gleichzeitig auf die negativen Auswirkungen des Drogenverbots und der Repression aufmerksam gemacht.

Dabei erinnerten wir mit kleinen Kerzen an die Menschen, die in den letzten Jahren von uns gegangen sind und die wir sehr vermissen. Wie jedes Jahr war der 21. Juli ein Tag mit zweierlei Bedeutung. Er ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens: 76 Menschen sind in diesem Jahr in Hamburg unter den Bedingungen einer verfehlten Drogenpolitik gestorben. Einige davon waren Besucherinnen unserer Einrichtung. Wir haben mit ihnen gelacht und geweint! Wir trauern um sie und wir vermissen sie.

Gleichzeitig ist der 21. Juli aber auch ein Tag der politischen Aktion und des Protestes: So fordern wir auch in diesem Jahr wieder eine Menschwürdige Drogenpolitik, eine Entkriminalisierung von Konsument*innen und eine bedarfsgerechte Finanzierung von insbesondere niedrigschwelligen Überlebenshilfeangeboten.  In diesem Jahr haben wir den Gedenktag auch dazu genutzt, an Barbara Charlotte Smith zu erinnern, die am 30.09.2020 verstorben ist. Barbara war dieser Tag ein besonderes Herzensanliegen: ihr Sohn Peter war 1988 an einer Überdosis Heroin verstorben und Barbara engagierte sich seitdem politisch für eine Veränderung der herrschenden Drogenpolitik. Sie organisierte jahrelang im Rahmen verschiedener Elterninitiativen die Veranstaltungen zum Gedenktag in Hamburg und setzte sich politisch für die Methadonvergabe und die Einrichtung von Konsumräumen ein.

Auf ihrer Trauerfeier wurde auf Barbaras Wunsch für die Ausrichtung des Internationalen Gedenktages und der Mahnwache durch ragazza e.V. gespendet. Dafür und besonders für Barbaras Engagement, ihren Mut und ihre Tatkraft möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken. Schließen möchten wir deshalb in diesem Jahr mit den Worten: Lebwohl, Barbara.

Svenja Korte-Langner für ragazza e.V.

 

 



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FRIEDRICHSHAFEN

Die für den Bodenseekreis zuständige Psychosoziale Behandlungs- und Beratungsstelle (PSB) der Diakonie mit Hauptsitz in Friedrichshafen gestaltet anlässlich des Gedenktages  ein Schaufenster vor der Beratungsstelle

Mit Teilnehmern des Projekts BISS (Berufliche Integration mit suchtspezifischem Ansatz) wurden Trauerschleifen hergestellt (im Schaukasten nur klein sichtbar), die an KlientInnen und Interessierte verteilt werden. Es gilt deutlich zu machen, dass diese Thematik ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft hat. Dass die Sucht eine tödliche Erkrankung sein kann, darauf weist der Gedenktag mit der Botschaft „Du fehlst!“ hin.

 



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WÜRZBURG

Die Jugend- und Drogenberatung und das Kontaktcafé Flow
unterstützt als Drogenhilfe Würzburg den Gedenktag und werden deshalb
am 21. Juli 2021 von 11.00 – 16.00 einen Aktionsstand am
Bahnhofsvorplatz aufbauen.

Geplant ist um 13.00 Uhr eine Andacht sowie einige kleinere Aktionen.
Am Stand werden wir zahlreiche Informationen und Broschüren
weitergeben. Neben dem Gedenken möchte wir den Würzburger Bürger*innen auch die schwierige Situation Drogen gebrauchender Menschen in Würzburg näherbringen. Dazu stehen wir während der Zeit für Gespräche und Diskussionen zur Verfügung.

Wann: 21.07.2021; 11:00 – 16:00 Uhr

Wo:       Bahnhofsvorplatz



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SCHWÄBISCH GMÜND

Die Sozialberatung Schwäbisch Gmünd hat sich dieses Jahr etwas ebsonderes für den Gedenktag einfallen lassen, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden.

Hierfür wird  unter dem Motto #DuFehlst ein Künstler im Laufe des Vormittags mit Straßenkreide ein entsprechendes Gedenkbild auf dem Johannisplatz in Schwäbisch Gmünd gestalten.

Während des Vormittags wird der Fortschritt in der Entstehung des Bildes wahrscheinlich öffentlichkeitswirksam Aufmerksamkeit erregen und auch im Laufe des Tages können sich PassantInnen das Bild anschauen.

Begleitet wird die Bildgestaltung von einer Kerzenaktion durch die MitarbeiterInnen der Sozialberatung Schwäbisch Gmünd e. V.

Wir hängen ebenfalls das schwarze Banner #DuFehlst auf und stellen 53 Kerzen auf – das ist die Zahl der im letzten Jahrzehnt verstorbenen DrogenkonsumentInnen im Ostalbkreis.

Wann: 21.07.2021

Wo: Johannisplatz

Beispielfoto



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PADERBORN

Die Aidshilfe Paderborn bietet anlässlich des Gedenktages am 21 Juli  kostenlose HIV- und Hepatitis B und C- Schnelltests an. Interessierte Drogengebraucher*innen können ins KIM B2 (Busdorfwall 2, 33102 Paderborn) kommen

Wann: 21.07.2021; 11:00 – 13:00 Uhr

Wo:     KIM B2 (Busdorfwall 2, 33102 Paderborn)

 

 



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DETMOLD

Gedenken im Lustgarten

Anlässlich des Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige am 21. Juli 2021 hat die Drogenberatungsstelle in Lippe im Rahmen ihres niedrigschwelligen aufsuchenden Beratungsangebotes beim Streetwork im Lustgarten eine Aktion durchgeführt. Mit Hinblick auf den Gedenktag konnten Anwesende einen Luftballon steigen lassen, an dem ein Kärtchen befestig war. Die Kärtchen wurden unterschiedlich gestaltet. Auf manchen Karten standen die Namen von Menschen, die in Folge ihrer Suchterkrankung verstorben sind. Andere Karten wurden mit Wünschen und Hoffnungen gefüllt, die für die eigene Zukunft geäußert wurden. Die Aktion hat den Impuls gesetzt, einen kurzen Moment den Alltag von Drogengebraucher*innen zu unterbrechen, und sich gemeinsam an die Menschen zu erinnern, die verstorben sind und zuvor meist über lange Zeit Wegbegleiter waren.

Sowohl für die Mitarbeiter*innen der Drogenberatung als auch für die Konsument*innen der offenen Drogenszene ist das Thema Tod in den vergangenen Jahren zunehmend präsenter geworden. Neben plötzlichen Todesfällen durch ungewollte Überdosierungen und Suizide nehmen die Todesfälle nach längerer Krankheitsphase zu.

(redaktionell bearbeiteter Text)

 



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ROSTOCK

Der Kontaktladen und das Streetwork Projekt der Caritas Suchthilfe, Region Rostock veranstalten in Rostock den Gedenktag am 21. Juli 2021

 

Am 21.7.2021 wird  ein Banner das Gebäude der Caritas Suchthilfe in Rostock (August-Bebel-Str. 2) zieren. Zusätzlichwurden bereits vor einigen Wochen Plakate und Flyer zum Thema Gedenktag sowie leere Kärtchen an Kooperationspartner verteilt.

 

Die Kärtchen können anonym beschrieben werden. Die beschrifteten Kärtchen werden am 21.7. während der Öffnungszeit im Kontaktladen (13:00 bis 15:00 Uhr)  an einem kleinen Bäumchen befestigen und dieses in unserem Kontaktladengarten einpflanzen.
Des Weiteren werden am 21.07.2021 im Rahmen der  bundesweiten Aktion „Wristbands“  auch in Rostock Armbänder verteilt.

 

Wann: 21.07.2021, 13:00 – 15:00 Uhr

 

Wo: Kontaktladen, Rostock
Beispielfoto


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UNNA

Wir werden als Gesamt-LÜSA unterstützt von der JES-Gruppe Unna eine kleine (Corona-angemessene) Gedenkfeier in der Dauerwohneinrichtung machen, mit wenigen geladenen Gästen bei einem Brunch und evtl. etwas selbstgemachter  Musik oder Gedichtlesung und unserer traditionellen Baumpflanzung unserer Verstorbenen gedenken.
Wir haben die Kirchen, um Glockengeläut gebeten und 2 stellvertretende Bürgermeister*innen haben ihren Besuch zugesagt. 
Wann: 21.07.2021

Wo: DaWo, Unna, Speckgabel 20

 


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ESSEN

Gedenken auf dem Burgplatz

Die Aidshilfe Essen e.V. veranstaltete am 21.Juli 2021 in Kooperation mit der Suchthilfe direkt Essen GmbH und Bella Donna Essen e.V. eine Gedenkveranstaltung. Unter dem Motto: „Drogentod verhindern – Substitutionsbehandlungen individualisieren“ gab es einen Informationsstand sowie verschiedene Aktionen in der Essener Innenstadt. Zu Beginn sprach der Hausvikar der Franziskaner in Essen einige Worte und erinnerte an die verstorbenen Drogengebraucher*innen. Anschließend wurden die Namen aller

Verstorbenen aus dem letzten Jahr vorgelesen und an einem zuvor gemeinsam gestalteten Gedenkbaum befestigt. Für jeden Verstorbenen wurde eine Rose am Gedenkbaum niedergelegt. Es folgte eine durch den Hausvikar angeleitete Schweigeminute.  Anschließend versammelten sich alle Interessierten, Betroffenen, Angehörigen und Mitarbeiter am Informationsstand, so dass es noch Raum für Austausch und Trost gab.  Die Veranstaltung wurde durch einen Musiker begleitet, der mit seinem Gesang und seiner Gitarre ebenfalls auf den Stand zum Gedenktag aufmerksam machte.  

Maike-Lena Basten

 



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WIEN

Auch in verschiedenen Städten in Österreich wird zu unserer großen Freude der Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen begangen. Das Ziel ist den 21 Juli auch in Österreich zu etablieren

In Wien richtet ein Bündnis aus Betriebsrät*innen der Suchthilfe Wien  eine Kundgebung aus

Wann: 21.07.2021; 17:00 Uhr

Wo: Platz der Menschenrechte, Wien



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COESFELD

Banner an drei Beratungsstellen im Kreis Coesfeld
Mit dem diesjährigen gemeinsamen Banner und dem Hashtag „Du fehlst“ erinnerten alle 3 Standorte der Suchtberatungsstellen im Kreis Coesfeld den 1.581 im Jahr 2020 verstorbenen Drogengebraucher*innen. Die Teamleiterin Birgit Feldkamp der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes in Lüdinghausen bezeichnet die Situation drogengebrauchender Menschen weiterhin als kritisch und die Versorgung mit Substitutionstherapie als unzureichend. Gründe dafür sind die prekäre Lebenssituation sowie der teilweise fehlende Versicherungsschutz einiger opiatabhängiger Menschen, so die Teamleiterin Andrea Schmäing der Suchtberatungsstelle der IBP e.V.

Die Beratungsstellen schließen sich dem bundesweiten Motto „Drogentod vermeiden – Substitutionsbehandlung individualisieren“ an und unterstützen, dass niedrigschwellige Zugänge zur Substitutionsbehandlung, zu Drogenkonsumräumen sowie Diamorphinvergabe flächendeckend ermöglicht werden. Lioba Krüger-Rosenke, Leiterin der Beratungsstelle in Dülmen, betont auch die Notwendigkeit von Drug Checking-Angeboten. Diese „gibt es bisher noch nicht, da die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht geschaffen sind. Dabei wäre dies eine einfache Methode das Risiko des Drogenkonsums zu minimieren“. Besonders betonen die Leiterinnen der 3 Stellen, dass suchtkranke Menschen immer noch stark von Stigmatisierung betroffen sind, und letztendlich ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig ist, um die Situation von ihnen nachhaltig zu verbessern.

(Redaktionelle Bearbeitung des Artikels „Beratungsstellen erinnern an 1581 Drogentote“ (Dülmener Zeitung, 21.07.2021))

 

 



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INGOLSTADT

Kontaktladen StayIn gedenken ohne öffentliche Aktion

In Ingolstadt verzichteten wir coronabedingt auf eine öffentliche Aktion. Das Team des Kontaktladens StayIn gestaltete den diesjährigen Drogentotengedenktag gemeinsam mit den Besucher*innen. In Gedenken an verstorbene Drogengebraucher*innen wurden Steine bemalt und diese an „unserem“ Baum niedergelegt. (Anlässlich des Drogentotengedenktages im Jahr 2015 wurde in einer angrenzenden Parkanlage in Gedenken an Verstorbene ein Baum gespendet und gemeinsam gepflanzt)

Team des Kontaktladens StayIn



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LÜBECK

Im nördlichsten Bundesland verstarben im vergangenen Jahr 63 Menschen im Zusammenhang mit ihrem Konsum, so viele wie seit über 10 Jahren nicht mehr und circa 20 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Stadt Lübeck verstarben im vergangenen Jahr insgesamt 14 Klienten, was ebenfalls einer Steigerung von etwa 50 Prozent zum Vorjahr gleichkommt.

Daher findet auch in Lübeck eine Gedenkveranstaltung am 21.Juli statt, die  von der AWO DrogenHilfe und der Lübecker AIDS-Hilfe gemeinsam mit Betroffenen ausgerichtet wird.

Wann: 21. Juli 10:00 Uhr

Wo:     Dükerplatz in Lübeck



Pressemitteilung

Pressemitteilung

Pressemitteilung von VISION e.V.  zum Protest-, Trauer- und Aktionstag 21. Juli 2021

„Internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen“

 

50 Familien trauern um ihre Kinder –  50 Drogentote

Mit 1581 Drogentodesfällen im Jahr 2020 verzeichnen wir die höchste Zahl seit 20 Jahren.

Auch in Köln starben im Jahr 2020 erneut 50 Menschen – Kinder, Geschwister, Eltern, Freunde und Freundinnen – an den Folgen von Schwarzmarkt und unter den oft katastrophalen Konsumbedingungen.

„Viele dieser Todesfälle wären zu vermeiden“, erklärt David Tepr von VISION e.V., „wenn die Politik im Bund und in den Ländern den Mut hätte,  das Hilfesystem weiterzuentwickeln“.

In der Substitutionsbehandlung vermisst VISION e.V. als niedrigschwelliges Kontakt- und Hilfeangebot,  individuelle Behandlungsangebote, statt der standarisierten Behandlung mit L-Polamidon und Methadon. „Es ist deutlich erkennbar, das viele Menschen, die mit diesen Substanzen substituiert werden, zusätzlichen Konsum von Heroin betreiben, weil das Substitut bei ihnen keinen Behandlungserfolg bringt. Die Palette der Medikamente für eine Substitutionsbehandlung ist breit gefächert, daher die Aufforderung von VISION e.V. an die Ärzte, nutzt die Möglichkeiten die sich bieten“, so Hilde Yen vom Vorstand VISION e.V.

Ein weiterer Baustein Leben zu retten sind Drogenkonsumräume. Köln als Millionenmetropole bietet zurzeit 7 Konsumplätze, die unter Corona Bedingungen nochmals reduziert sind. Vergleichbare Städte, wie Hamburg, Frankfurt verfügen über 3-4-mal so viele Konsummöglichkeiten.  „Ein Ratsbeschluss für weitere Konsumplätze reicht nicht. Dieser Beschluss muss in die Realität umgesetzt werden“, so Claudia Schieren von VISION e.V.

Die Menschen konsumieren weiterhin in der Öffentlichkeit, alleine, ohne medizinische Unterstützung und sterben ggf. auch alleine.

VISION e.V. als Teil des bundesweiten JES Netzwerks fordert die Stadt Köln auf, aktiver zu werden in der Schaffung niedrigschwelliger Angebote für Drogenkonsumierende. Nur so können wir die Todeszahlen reduzieren, mehr Menschen ins Hilfesystem integrieren und für das Jahr 2021 hoffentlich eine niedrigere Zahl als 50 vermerken.

 

Kontakt: Claudia Schieren/David Tepr, Email: leitung@vision-ev.de, Tel: 0221/820073-0



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FÜRSTENFELDBRUCK

Ein erster Schritt

 

Seit 5 Jahren gibt es unsere Kontakt- und Begegnungsstätte, das P6 Neo, in Fürstenfeldbruck. Unseren Träger, den AID e.V. gibt es schon seit über 20 Jahren und in all der Zeit wurde der 21. Juli eher im stillen Gedenken begangen. Das wollten wir dieses Jahr ändern!

Es war unser Ziel, einen Infostand zum Thema „Gedenktag“ und zu unserer Einrichtung in der Innenstadt oder in der Fußgängerzone in der Buchenau zu errichten. Leider war bedingt durch Corona alles recht schwierig zu organisieren. Eine direkte Einbindung unserer Besucher war schwierig, da wir durch die Corona-Situation keine Planungssicherheit hatten und viele Besucher auch das öffentliche Auftreten scheuen.

Wir verteilten die Plakate an Schwarzen Brettern in der Stadt, teilten sie in den sozialen Medien und gaben sie an anliegende Einrichtungen weiter. Bei einigen Stellen wurden unsere Plakate mit Freude entgegengenommen, andere wollten mit dem Thema lieber nicht in Verbindung gebracht werden. Es war schon enttäuschend und auch erschreckend zu sehen, wie wenig Interesse und Fürsprache unsere Arbeit hier hat. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt Präsenz zu zeigen.

Suchthilfe muss raus aus den Hinterhöfen

Suchthilfeeinrichtungen müssen aus den Hinterhöfen raus und ins Bewusstsein der Bürger kommen. Es war uns wichtig, nicht nur Trauer und Gedenken an die Verstorbenen in den Vordergrund zu stellen, sondern wir wollten auch Präsenz zeigen und Menschen ermuntern, unsere Einrichtung aufzusuchen. Um respektvoll aber dennoch auch einladend zu wirken, hatten wir uns entschlossen, bunte Gerbera an Passanten zu verteilen.

Zu unserer aller Freude, dauerte es nicht lange und die ersten uns bekannten Besucher*innen erschienen. Obwohl es vorher keine/r angekündigt hatte, haben sie uns überrascht und sich zu uns an den Stand gesellt. Es war nicht für alle leicht, sich so offen zu uns als Suchteinrichtung zu bekennen. Umso mehr haben wir uns über jeden Besuch gefreut.

Da die meisten Passant*innen eher auf Abstand an uns vorbei gegangen sind, haben wir aktiv Blumen verschenkt. Diese Geste wurde anfangs von einigen Menschen als eher störend empfunden, es herrschte großes Misstrauen. Nachdem wir aber versicherten, dass es sich wirklich nur um ein Geschenk handle, wurde uns mit einem Lächeln gedankt.

Es war verwunderlich, wie viel Misstrauen und auch Unverständnis uns entgegenkam. Nachdem wir die Blumen verschenkt hatten und kurz den Grund schilderten, waren viele überrascht, dass es diesen Gedenktag überhaupt gibt und ob das denn eine relevante Zahl sei, dass es dafür einen Gedenktag gäbe.

Durch offene und nicht belehrende Gespräche konnten wir viel Aufklärungsarbeit leisten, letztendlich waren die, die sich Zeit nahmen zum Zuhören, interessiert und die anderen bedankten sich für die Blumen und gingen weiter.

Für uns als Team und als Einrichtung, war dieser Tag ein echter Meilenstein. Zum ersten Mal wurde der 21. Juli öffentlich begangen und wir wünschen uns, damit eine Tradition begonnen zu haben. Nach der erfolgreichen Aktion kamen auch andere Organisationen aus Fürstenfeldbruck auf uns zu und haben eine Kooperation für nächstes Jahr angefragt.

Ein Zeichen, ein deutlicher Schritt in die Öffentlichkeit und eine Positionierung in Fürstenfeldbruck.

Sara Fremmer, P6 Neo, Fürstenfeldbruck