Veranstaltung

HAMELN

Gedenken im Café Inkognito

Im Cafe Inkognito in Hameln erinnerten Mitarbeiter_innen und Klient_innen an die 6 drogengebrauchenden Menschen, die in den letzten 12 Monaten verstorben sind.

Die Veranstaltung des Cafe Inkognito ist Teil einer Aktion des Trägers, der STEP die u.a. Onlineaktionen in Einrichtungen in ganz Niedersachsen am 21.07 2020 durchführten. So wurden in Hameln die Namen der verstorbenen Drogengebraucher_innen auf ein schwarzes Tuch geschrieben. Aufgrund der Corona Pandemie hatte der Gedenktag einen etwas anderen Charakter als in den Vorjahren.

So wurden 60 Rosen mit Namenskarten und dem Motto des Gedenktages 2020 #Dufehlst. Diese Rosen wurden an verschiedenen Orten niedergelegt, die die Nutzer_innen des Cafe Inkognito mit dem Thema „Sterben“ verbinden. Mit dieser Aktion sollte es gelingen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu generieren.

Kirsten Minke (2. v. re.), die Leiterin des Cafés Inkognito am Thiewall, mit Mitarbeiterin Yvonne Rissenpart (Mitte) und Teilnehmern des Gedenktages für Drogentote vor dem schwarzen Tuch, auf das die Namen der Verstorbenen geschrieben werden. Foto: Philipp Killmann



Veranstaltung

HAMBURG

Mahnwache am Hansaplatz in Hamburg-St. Georg

In den letzten Jahren wurde der bundesweite Gedenktag verstorbener Drogenkonsument*innen in Hamburg gemeinsam von den Einrichtungen Freiraum e.V., Hamburger Landesstelle für Suchtfragen e.V., Palette e.V., Therapiehilfe e.V./ Brücke e.V. und ragazza e.V. organisiert und neben dem Gedenken auch für politische Aktion und Protest genutzt. Dieses Jahr ist stark durch die Covid-19-Pandemie geprägt ist und die vielfältigen, teils dramatischen Auswirkungen dauern an. So wurde aufgrund der geltenden Kontakteinschränkungen und – empfehlungen und auch der immer noch wirkenden erhöhten Arbeitsbelastungen auf eine groß geplante Aktion verzichtet und der Fokus auf das stille Gedenken gesetzt.

Mit einer Mahnwache am Hansaplatz in Hamburg St. Georg erinnerte ragazza e.V. gemeinsam mit Angehörigen verstorbener Drogengebraucher*innen und einer Vertretung der Hamburger Landesstelle für Suchtfragen an die in den letzten Jahrzehnten verstorbenen Drogenkonsument*innen, die wir gekannt, begleitet und geschätzt haben. Dazu wurden an einer Schnur Kärtchen mit Namen der einzelnen Verstorbenen zwischen die Bäume am Hansaplatz gespannt.

Auf das aktive Verteilen von Flugblättern und weißen Rosen wurde aufgrund der Kontaktbeschränkungen in diesem Jahr verzichtet. Eine symbolische weiße Rose zierte einen kleinen Infotisch und ein Plakat zum 21. Juli informierte interessierte Bürger*innen über die Bedeutung des Tages. Außerdem wurde das Motto des diesjährigen Gedenktages „Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenrecht sein – ob mit oder ohne Corona/COVID 19“ aufgegriffen. Es war und ist uns ein großes Anliegen, über die soziale Situation von Drogengebraucher*innen aufzuklären und auch auf die Lebensbedingungen von drogengebrauchenden Sexarbeiter*innen in Zeiten von COVID-19 aufmerksam zu machen. Aufgrund ihrer prekären Lebenssituation in Armut und Wohnungslosigkeit und den damit verbundenen gesundheitlichen Belastungen gehören die Besucher*innen des ragazza zur Risikogruppe für eine COVID-19-Erkrankung.

Wir Kolleginnen von ragazza e.V. nahmen Abschied von einer im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Besucherin. Wir sind glücklich, die Frau gekannt zu haben, werden sie immer in unserer Erinnerung behalten und vermissen.

Svenja

Hanfverband am 21 Juli in Hamburg

Darüber hinaus fand eine kleine Veranstaltung des Hanfverbands in Hamburg vor dem Rathaus statt. Hier wurde auf Beendigung der Kriminalisierung hingewiesen.



Veranstaltung

GELSENKIRCHEN

GELSENKIRCHEN

WIR VERGESSEN KEINEN

In diesem Jahr haben wir, wie angekündigt, mehrere Einzelaktionen in vier Stadtteilen durchgeführt. Zusammen mit unserern Klient*innen haben wir „Steine der Erinnerung“ gestaltet. Die Namen der Verstorbenen verlesen und eine Schweigeminute genutzt, um im stillen Abschied zu nehmen. Ich habe mal ein paar Fotos angehangen. Die Presse hatte leider in diesem Jahr kein Interesse an den Aktionen gezeigt.

Videoproduktion anlässlich des 21 juli

Dieser fast zehn minütige Film, der unter https://bit.ly/30i0ec4 einzusehen ist, stellt das alljährlich stattfindende Gedenken der im letzten Jahr verstorbenen Drogengebraucher*innen dar.

Die Namen verstorbener Drogengebraucher*innen werden verlesen und auf Metallschildern an einen Baum aus Holz befestigt. Dieser Baum steht ganzjährig in der Michaelskapelle in Gelsenkirchen-Bismarck.

WIR VERGESSEN KEINEN

 Herr Mattauch, katholischer Pfarrer aus der Gemeinde Schalke, leitet dieses Gedenken schon seit Jahren. Außerdem wurden wir wieder von dem Künstler Norbert Labatzki musikalisch unterstützt. Zusammen mit Gelsenkirchen packt an! Warm durch die Nacht e.V. haben wir schwarze Schlüsselanhänger mit unserem diesjährigen „Motto“ bedruckt: „Wir vergessen keinen!“.

Wir haben uns für diesen Aufdruck entschieden, weil wir in diesem Jahr stark von „Covid-19“ in unserer Arbeit beeinflusst worden sind und wir uns von diesem Leitsatz haben lenken lassen. Wir waren für die Menschen durchgehend in dieser Krise da, haben flexible auf die Umstände reagiert und Hilfe geleistet, da wo sie benötigt wurde. Und was für die Lebenden gilt, gilt für uns auch für die Toten: „Wir vergessen keinen!“.

Gedenken in Gelsenkirchen 2020

Wir haben gute Rückmeldungen von den Menschen aus der Drogenszene erhalten und werden diese Einzelaktionen in den verschiedenen Szenen auch im nächsten Jahr weiterführen. Dann vielleicht wieder begleitet von einer großen Veranstaltung am Heinrich-König-Platz. Mal sehen, wie weit wir das Virus bis dahin im Griff haben.

Jenni und das Streetworkerinnenteam

 

 



Veranstaltung

ESSEN

Gedenken am Essener Burgplatz

Am 21. Juli haben wir in Essen der verstorbenen Drogengebraucher*innen gedacht, die in 2019 an Überdosierungen, an den Langzeitfolgen des Drogengebrauchs, an Selbsttötungen aus Verzweiflung über die Lebensumstände oder an Unfällen unter Drogeneinfluss verstorben sind. Obwohl wir in Essen über ein angesehen gutes Drogenhilfesystem verfügen, können wir nicht verhindern, dass Menschen, die wir häufig über lange Zeit begleiten durften, an ihrer Sucht versterben.

Was uns bleibt ist die Traurigkeit über viel zu früh aus dem Leben geschiedene Klient*innen und der Ansporn, in unseren Bemühungen zur Überlebenshilfe nicht nachzulassen. Durch die Corona Pandemie wurde der Wert und die Notwendigkeit unseres diversifizierten und praxisnahen Hilfesystems für drogengebrauchende Menschen einmal mehr deutlich.

Zusammen mit der Aidshilfe Essen und Bella Donna, Drogenberatung für Mädchen und Frauen, war die Suchthilfe direkt auf dem Burgplatz in der Essener Innenstadt präsent, um im öffentlichen Raum jenen Menschen, die von der Gesellschaft häufig mit Argwohn betrachtet und in Vergessenheit zu geraten drohen, zu gedenken. In Sichtweite zum Essener Dom wurden für jede*n Verstorbene*n im Rahmen einer Schweigeminute Luftballons steigen gelassen und ein Gedenkbaum aus Rosen gestaltet.

Thomas



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ERFURT

ERFURT

Das, was uns bleibt, sind Erinnerungen

Um diese Erinnerungen sichtbar zu machen, nahmen die Drogenhilfe Knackpunkt (eine Einrichtung der SiT – Suchthilfe in Thüringen GmbH), eine Suchtselbsthilfegruppe aus Erfurt und der Elternkreis e.V. den Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen am 21.07.2019 zum Anlass des gemeinsamen Gedenkens.

Vor dem Erfurter Bahnhof konnte zur Erinnerung an Menschen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben sind, ein Stern an eine Gedenktafel in Gestalt des Universums geklebt werden. In unserem Café gaben wir Angehörigen und Freunden die Gelegenheit, inne zu halten, eine Kerze anzuzünden und die Möglichkeit, sich über ihren Verlust auszutauschen. Wir gaben den Angehörigen und Freunden die Gelegenheit, inne zu halten und die Möglichkeit, sich über ihren Verlust auszutauschen.

Ebenso unterstützte die Drogenhilfe Knackpunkt die Kampagnen #hier-erinnern-menschen-an-verstorbene-drogengebraucher-innen und #DuFehlst auf ihrer Internetseite und informierte die Seitenbesucher über den Gedenktag.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von den Künstlern Anna Logon und Chris Veintidós begleitet. Sie machten durch ihre Musik auf dieses bewegende Thema aufmerksam und schufen gleichzeitig eine angemessene Atmosphäre des Gedenkens.“

Markus



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DÜSSELDORF

DÜSSELDORF

Gedenken und Erinnerung in Düsseldorf

Eine Leine mit42 Namen hing am Worringer Platz.  42 Verstorbene Drogengebraucher*innen, von denen wir in diesem Jahr Abschied genommen haben.

Der Worringer Platz liegt unmittelbar zum Hauptbahnhof und ist ein umstrittener und verrufener Platz. Er ist sowohl Verkehrsknotenpunkt, als auch Szenetreffpunkt. Unterschiedlichste Menschen halten sich hier gemeinsam auf und verbringen Zeit miteinander in der Öffentlichkeit. Aus diesem Grund eignet sich dieser Platz, um den Verstorbenen zu Gedenken.

Wie so vieles in dieser Zeit, stand auch der jährliche Gedenktag unter Auswirkungen der Covid-19 Pandemie, so dass wir uns als Organisator*innen einer Veranstaltung in Düsseldorf im öffentlichen Raum, dieses Jahr eine Alternative ausgedacht haben. Da eine Ansammlung von Menschen in dieser Zeit nicht angebracht ist, haben wir am Morgen des 21. Juli eine Installation am Drogenumschlagsplatz in Düsseldorf installiert. Enthalten waren die Namen der Verstorbenen und Plakate, welche auf den Gedenktag aufmerksam machten. Somit wurde es auch Passant*innen möglich gemacht, von diesem Tag zu erfahren.

Um 12 Uhr fand der jährliche Gedenkgottesdienst in der Elisabethkirche statt, entsprechend den allgemeinen Regelungen mit Abstands- und Hygienevorschriften. Die Anzahl der Plätze war begrenzt, sodass dieses Jahr einige Menschen, die gern bei der Andacht dabei gewesen wären, lediglich im Foyer daran teilhaben konnten. Drogengebrauchende und Angehörige bekamen in diesem Fall selbstverständlich den Vortritt beim Einlass. Der Zulauf war trotz erhöhtem organisatorischem Aufwand und den Beschränkungen groß. So konnten ungefähr 80 Menschen in der Kirche Platz haben, leider nicht alle, die teilnehmen wollten. Im Laufe des Gottesdienstes wurde wie jedes Jahr für jede*n Verstobene*n eine Kerze angezündet, durch Angehörige oder Mitarbeitende sozialer Einrichtungen und es gab Momente der Stille und des Abschiednehmens. Zudem wurden 3 Kerzen allen Unbenannten gewidmet.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden die in Kooperation mit der Aidshilfe, Flingern Mobil, Komm-Pass, Drogenhilfe und dem Caritasverband vorgepackte Tüten an die Teilnehmenden der Gedenkfeier verteilt. In den Tüten befanden sich ein Stück Kuchen, ein Trinkpäckchen, ein Päckchen mit Vergissmeinnicht Samen und andere Kleinigkeiten und Aufmerksamkeiten zum Gedenktag. Diese Tüten wurden als Ersatz ausgegeben, da der Kaffee und Kuchen Treff auf dem Worringer dises Jahr nicht stattfinden konnte.

Im Kontaktladen der Düsseldorfer Drogenhilfe wurde eine kleine Gedenkstätte für die Besucher*inen hergerichtet. Mit Kerzen und Blumen wurde eine schöne Atmosphäre geschaffen und Klientel und Mitarbeiter*innen hatten die Möglichkeit persönliche Nachrichten auf Karten zu schreiben, in Gedenken an die Verstorbenen.

Vanessa Blunk



Veranstaltung

DINGOLFING

DINGOLFING

Wachsende Sorgen aufgrund von 3 Drogentoten im Jahr 2020

„2020 ist kein Jahr wie jedes andere. Die Corona-Pandemie hat viele Menschen aus der Bahn geworfen“, so Sandra Süssel, Leiterin der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Dingolfing. Allein im Landkreis Dingolfing-Landau starben in diesem Jahre bereits drei Menschen an den Folgen ihres Drogenmissbrauchs; 2019 war es einer. „Wachsende Sorgen und Ängste können einen Menschen zu gesteigertem Konsum von Rauschmitteln führen“, ist Süssel überzeugt. Mit ihren Mitarbeiterinnen gedenkt sie am 21. Juli mit einem Banner an der Fassade der Fachambulanz an die Menschen, die keinen Ausweg aus ihrer Sucht gefunden haben. Hinter jedem Drogentoten verbirgt sich eine Dunkelziffer an Suchterkrankten, die jährlich wächst.

Die Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme in Dingolfing erinnert eindrücklich mit einem großen Banner an der Fensterfont ihres Gebäudes an die Verstorbenen

Der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige ist für das Team ein Anlass: „Er zeigt auf, wohin eine stoffgebundene Abhängigkeit letztlich führen kann. Umso wichtiger ist es, Suchtkranken Halt zu geben, ihnen ein Netzwerk an Hilfe zur Verfügung zu stellen

 Der erste Kontaktladen in Niederbayern

Das Freiraum ist noch ein sehr junges Projekt, das erst letztes Jahr seine Tore in Dingolfing eröffnen konnte. Als erster und bisher einziger Drogenkontaktladen in Niederbayern standen wir großen Vorbehalten in der Bevölkerung gegenüber („die holen die ganzen Junkies her“, „da kommt eine Fixerstube hin“, etc. pp). Dingolfing ist eine kleine Stadt mit  knapp 20.000 Einwohnern, das Thema Sucht und Drogen wurde über Jahre hinweg versucht zu ignorieren – vermutlich weil dies einfach nicht zum Image der familienfreundlichen BMW-Stadt passt.

Inzwischen hat hier, auf lokalpolitischer Ebene, ein Umdenken stattgefunden, die Notwendigkeit von umfassenden Angeboten der Suchthilfe, von Prävention bis hin zu niederschwelligen Angeboten, wie dem unseren, wird seitens der Politik gesehen und gefördert – auch wenn Themen wie Konsumräume und Drugchecking nach wie vor diffuse Ängste auslösen und in weiten Teilen der Bevölkerung mit den gängigen Vorurteilen behaftet sind (Dies mag ein Grund sein, warum das Thema in der örtlichen Zeitung komplett weggelassen wurde). Aber dies ist nicht nur hier ein Problem, sondern bayernweit. Bayern ist, was die Drogenpolitik angeht, leider nach wie vor starr in seiner Haltung und setzt weiter massiv auf Repression. Besonders paradox wirkt in diesem Zusammenhang, dass illegale Substanzen verteufelt werden, Alkohol aber, gerade in Bayern, zur Kultur gehört und man eher schief angesehen wird, wenn man bei einer Feier, einem Dorffest etc. nüchtern bleiben will.

Die ursprünglichen Pläne zum Drogentotengedenktag mussten wir leider pandemiebedingt verwerfen

So entstand, recht kurzfristig, die Idee, unserem kleinen Laden einen Kummerbund zu verpassen, der durch seine Beschriftung Passanten auf  den Drogentotengedenktag und die Tatsache, dass Sucht jeden treffen kann und jeder Verstorbene mehr als „nur ein Junkie“ war und es Menschen gibt, die die Verstorbenen schmerzlich vermissen aufmerksam machen bzw. sensibilisieren sollte.

Bisher gab es in DGF noch keine trägerübergreifenden Aktionen zum Drogentotengedenktag, Nun ist ein neuer Arbeitskreis zum Drogentotengedenktag entstanden, da wir gemeinsam eine größere Öffentlichkeit erreichen können und so hoffentlich Schritt für Schritt zu einem Umdenken beitragen können.

29.07.20, Stephanie Wagner, BTV 1:1; redaktionell gekürzter Beitrag



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DRESDEN

DRESDEN

Das Tabu der Drogen

Wer am Dienstag letzter Woche den milden Sommerabend im Alaunpark verbracht hatte, konnte mehrere schwarze Ballons in die Luft steigen sehen. Luftballons, die an verstorbene Drogengebraucher*innen in Dresden und weltweit erinnern sollten.  In Deutschland starben im Jahr 2019 knapp 1400 Menschen am Konsum illegaler Drogen.

Die Aktion wurde von SafeDD und von der Diakonie Dresden initiiert, um auf das Thema Drogengebrauch aufmerksam zu machen. Zum Internationalen Gedenktag an die verstorbenen Drogengebraucher*innen, am 21. Juli 2020, waren sie erstmals auch in der Dresdner Neustadt mit einem Informationsstand unterwegs.

Drogentote – ein Problem in Dresden?

Vier Drogentote gab es im vergangenen Jahr in Dresden. Vier Menschen, deren Leben hätte anders verlaufen können. Vier Tode, die vielleicht vermeidbar gewesen wären, sagen die Initiator*innen des Gedenktages. Zwar sind die Zahlen in Dresden vergleichsweise gering, dennoch verweisen die Organisator*innen auf eine höhere Dunkelziffer. Demnach stirbt nicht jede*r Drogengebraucher*in an einer Überdosierung, sondern auch an den Folgen von Drogenkonsum. Seien das beispielsweise Todesfälle durch Erkrankungen als Folge vom Drogengebrauch, Verkehrsunfälle oder Gewalttaten, die mit dem Drogenkonsum einhergehen. Diese werden aber in der Statistik nicht als Drogentote aufgenommen. Außerdem werden in dieser Statistik nur die Opfer illegaler Drogen gezählt.

 

Handlungsbedarf in Dresden

Auch in Dresden gibt es Handlungsbedarf, was das Thema Drogenkonsum angeht. So gibt es laut SafeDD für die ganze Stadt nur eine Substitutionspraxis.  Substitution meint hierbei, dass eine Droge durch eine andere Substanz ersetzt wird, um somit die Abhängigkeit Stück für Stück abzubauen. Eine einzige Praxis reiche da aber nicht aus. Weiterhin fordern die Organisator*innen der Diakonie, dass Präventionsmaßnahmen flächendeckend ausgebaut werden sollen, um somit die Gefahr einer Sucht zu reduzieren. So könnten beispielsweise Bildungsangebote nicht nur an Schulen sondern auch in anderen Einrichtungen geschaffen werden.

Neustadt Geflüster 21.07.2020



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FREIBURG

FREIBURG

Gedenken in Zeiten von Corona

Anlässlich des diesjährigen Gedenktags lag es uns am Herzen, eine Nachricht mit Außenwirkung zu senden: sowohl an unsere Besucher im Kontaktladen als auch an die Öffentlichkeit. Da wir derzeit unsere Türen nicht wie gewohnt öffnen können und der Zugang zum Kontaktladen aufgrund der Corona-Beschränkungen nur für Einzelne zu Beratungsgesprächen und Spritzentausch ermöglicht werden kann, war eine öffentliche Veranstaltung leider nicht durchzuführen.

Angelehnt an das diesjährige bundesweite Motto des Gedenktages „Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenecht sein – ob mit oder ohne Corona/COVID 19“ haben wir eine kurze Bilanz der wichtigsten Aspekte bezüglich der Freiburger Versorgung von Menschen mit Drogenkonsum gezogen

Der Verlust von einem Menschen, den man eine  Zeit lang intensiv begleitet hat, ist an sich schon sehr tragisch. Wenn man aber nicht die Möglichkeit hat so zu trauern, wie man es eigentlich gewohnt ist, dann macht es die ganze Sache nicht leichter. Hinter MNS-Masken und Plexiglasscheiben mit mindestens 1,5 Metern Abstand sind auch wir als Team, das mit Angehörigen und Freunden mitfühlt und Trost spenden  will, an Grenzen geraten. Schmerzlich bewusst wurde in diesem Zuge auch, wie wichtig gemeinsame Rituale wie beispielsweise Trauerfeiern für den Abschiedsprozess sind.

Um andere und uns selbst nicht zu gefährden, haben wir dieses Jahr folgende Wege für ein Zeichen der Solidarität gewählt: Für die verstorbenen Drogengebraucher*innen wurde eine Traueranzeige in der Badischen Zeitung geschaltet.

Zusätzlich haben wir mit Bannern und einer „Trauer-Mauer“ (siehe Foto) auf die Verstorbenen aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit Klient*innen haben wir die Namen derer aufgeführt, die wir vermissen. Seit letztem Jahr sind unserem Kenntnisstand nach  in Freiburg mindestens 8 Personen infolge ihres Drogenkonsums (teils durch Langzeitfolgen) verstorben.

Stephanie Vogt und Charlotte Friedrich



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FÜRSTENFELDBRUCK

FÜRSTENFELDBRUCK

Steine als Symbol der Trauer

Auch in der Kontakt- und Begegnungsstätte P6Neo wurde der Gedenktag 2020 begangen Besucher_innen bemalten gemeinsam mit Mitarbeiter_innen Schilder und Steine, die an die individuellen Verluste erinnern sollen. Die Namen spiegeln Verstorbene wider, die wir in den letzten Jahren verloren haben, teils auch Bekannte oder Verwandte unserer Besucher.



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BREMEN

BREMEN

Kranzniederlegung im Viertel

Gedenktag für Drogenopfer

Mit einer Kranzniederlegung am Ziegenmarkt wurde den Drogentoten in Bremen gedacht. Deutschlandweit ist die Anzahl der Drogentoten gestiegen.

Die Todesanzeige führt genau 28 Namen auf. Sie alle sind, so steht es dort, seit dem 21. Juli 2019 in Bremen an Drogen gestorben. Für die Comeback GmbH, eine niedrigschwellige Drogenhilfeeinrichtung in Bremen, ist dieser 21. Juli schon seit vielen Jahren der Tag, an dem um Drogentote getrauert wird. Das war am Dienstag nicht anders, als am Ziegenmarkt im Bremer Viertel im Rahmen einer Kundgebung ein Kranz niedergelegt und kurze Reden gehalten wurden. „Es ist der Tag, an dem wir besonders um Aufmerksamkeit bemüht sind“, sagt Cornelia Barth, Leiterin der Einrichtung.

1398 Menschen sind in Deutschland im vergangenen Jahr an Drogen gestorben, diese Zahl gab unlängst die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig bekannt. Das ist eine Steigerung von fast zehn Prozent gegenüber 2018, „Überdosierungen mit Opioiden wie Heroin und Morphin sowie die Kombination mehrerer berauschender Substanzen waren die Haupt-Ursachen für Todesfälle“, erklärte Ludwig. Der 21. Juli ist ein Gedenktag, weil genau an diesem Tag 1994 ein junger Mann in Gladbeck an Drogen verstarb und dort eine Gedenkstätte eingerichtet wurde. Auch am Ziegenmarkt gibt es seit einigen Jahren einen Drogengedenkstein, „der ist aber eher unauffällig“, wie Barth erklärt.

Tod durch Begleiterscheinung

Paulina Schade, Sozialarbeiterin bei Comeback, sagt: „Wir trauern um jede einzelne Person, die an Drogen oder den Folgen gestorben ist.“ Die Drogenhilfe nutze den Gedenktag, um auch auf Defizite in Bremen hinzuweisen. Viele Drogenkonsumenten würden nicht an der Substanz direkt, sondern an Begleiterscheinungen sterben. „Es gibt beispielsweise kein gutes Drug-Checking“, sagt Schade, also die Möglichkeit, Drogen genau auf Reinheit zu prüfen.

Auch eine Heroinvergabe wie in Köln, Hamburg oder Karlsruhe gebe es in Bremen nicht. „Wir wollen auf die Illegalisierung von Drogengebrauchern hinweisen und Strukturen aufzeigen“, erklärt Schade. Dass es so viele Jahre gedauert habe, bis ein Drogenkonsumraum in Bremen genehmigt wurde, sei sehr hinderlich gewesen.

Weser Kurier 22.07.2020 Mathias Sonnenberg



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BOCHUM

BOCHUM

Jedes Leben und jeder Mensch zählt

Unter dem Motto: „…jedes Leben und jeder Mensch zählt!“ hatten wir in diesem Jahr anlässlich des Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige am 21.07.2020 auf den Hof unseres Standorts Katharinastraße eingeladen.

Aktuell sitzen wir alle in einem Boot und die Gefahr betrifft uns alle… Angesichts des Drogentotengedenktags haben wir noch mal auf die Situation in der Drogenhilfe und die besonderen Gefahren, denen sich drogenkonsumierende und -abhängige Menschen ausgesetzt sehen, aufmerksam gemacht.

Alles, was Menschen gefährden könnte, müsse reduziert werden, appelliert Angela Merkel in ihrer bewegenden TV Rede zur Corona-Krise am 18. März. Sie konstatiert: „wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt! Alles, was Menschen gefährden könnte, was Menschen schaden könnte, das müssen wir jetzt reduzieren. ..“

Aber wird hier auch für Drogenkonsument_innen alles getan?

Am 24.03.2020 wird im Radio berichtet, dass die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr um 9,6% gestiegen ist. 2019 starben in Deutschland insgesamt 1398 Menschen durch den Konsum illegalisierter psychotroper Substanzen, wie die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CDU) mitteilt. Neben Todesfällen aufgrund von Opiatvergiftungen verdoppelten sich fast die Zahlen der Todesfälle durch Kokain, Amphetamine und synthetischen Drogen in den vergangenen 5 Jahren.

Die jahrzehntelange Prohibitionspolitik führte eher zur Zuspitzung der Situation und Überschwemmung des Marktes mit immer neuen Substanzen, mit denen findige Geschäftsleute steuerfreies Geld erwirtschaften und Riesengewinne absahnen. Was würde wirklich passieren, wenn die Hersteller haften müssten und Substanzen für Erwachsene im Beratungssetting frei zugänglich wären? Wie viele Steuereinnahmen ließen sich für Prävention und therapeutische Hilfen erzielen?

Als die Drogenhilfe in den 70er Jahren startete, gab es zahlreiche Drogentote und eine rigide Verbotspolitik, die erst durch Erkrankungen wie HIV langsam Änderungen möglich machte und den Zugang für Ersatzstoffe öffnete – und das auch (nur) deshalb, weil die Ansteckungsgefahren für die gesamte Bevölkerung dadurch reduziert wurde. Drogenkonsumräume, in denen schwerstabhängige (Heroin- und Kokainkonsument_innen) Safer-Use praktizieren können, konnten nur mit Überwindung großer Widerstände umgesetzt werden. Es ist unter Experten unstrittig, dass Cannabiskonsum zu gesundheitlichen, speziell zu psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen sowie zur Abhängigkeit führen kann.

Aber Fakt ist: illegale Substanzen werden konsumiert.

Forderungen der Legalisierung und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene, um die Märkte zu trennen und Substanzsicherheit zu erzielen, mit denen andere europäische Länder gute Erfahrungen machten, waren hier nicht umzusetzen. Der Konsum in Haftanstalten wird weiter geleugnet und dadurch riskant belassen. Substitutionsmöglichkeiten, die mittlerweile anerkannte Regelversorgungen der Krankenkassen darstellen, werden in Haftanstalten oft erschwert und sind vom Wohlwollen der Anstaltsärztinnen und -ärzte abhängig.

Rechtliche Hürden haben die Umsetzung von Drug-Checking jahrelang verhindert und den Beginn eines weiteren Pilotprojekts in Berlin bis heute verzögert. Und das, obwohl es immer wieder Meldungen über Substanzen gibt, die zum Teil lebensbedrohlich sind.

 Wie passt das alles zu der Aussage: Jedes Leben, jeder Mensch zählt?

Wenn sich die Einstellung, die hinter der Aussage steckt: „… jedes Leben und jeder Mensch zählt!“, durchsetzt, kann hier noch viel erreicht werden.

Quelle: www.krisenhilfe.de, Claudia Reuter-Spittler, redaktionell gekürzter Beitrag



Presse

Vorarlberger Nachrichten

BLUDENZ – Jeder Mensch hinterlässt seinen Fußabdruck auf dieser Welt

Unter dem Motto „Jeder Mensch hinterlässt seinen Fußabdruck auf dieser Welt“ fand am Dienstag in Bludenz ein Straßenfest zum internationalen Drogentotengedenktag statt. Veranstaltet wurde es von der Drogenberatungsstelle „do it yourself“. Dabei wurde ein liebevoll gestaltetes Album mit Fotos und Todesanzeigen der verstorbenen Klienten der vergangenen Jahre präsentiert. Im Cafébereich der Beratungsstelle wurde zudem mit farblich unterschiedlichen Fußabdrucken, auf denen die Namen der Verstorbenen eingetragen waren, auf besondere Weise das Motto der Veranstaltung in Szene gesetzt.

Farbige Fußabdrucke, mit den Namen der verstorbenen Klienten versehen

„Dieser Gedenktag soll die einzelnen Schicksale in den Vordergrund stellen und nicht nur die Verstorbenen in einer Statistik des Suchtberichts zusammenfassen. Er soll außerdem daran erinnern, dass Todesfälle durch eine humane Drogenpolitik verhindert werden könnten. Beispiele dafür sind Drogenkonsumräume und die Weiterentwicklung der Substitutionstherapie“, erklärte Milena Rainalter, Mitarbeiterin der Beratungsstelle.

Mehr psychische Erkrankungen

Der internationale Drogentotengedenktag werde in der Beratungsstelle auf jeweils unterschiedliche Art gefeiert, merkte Pfister erläuternd an. Heuer wurde erstmals ein großes und buntes Straßenfest veranstaltet. Karin Pfister stimmte zu Beginn alle Teilnehmer auf eine berührende Schweigeminute ein: „Der Tod ist leider immer noch ein weitgehend verdrängtes Thema. Bei uns kennen sich alle Klienten, es herrscht eine recht familiäre Atmosphäre. Es ist aber auch sehr wichtig, sich als Gruppe an die Toten zu erinnern“, betonte sie. Während der Covid19-Krise habe sich der Konsum von Drogen intensiviert, es gab viele Rückfälle, und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Psychosen seien bei den Klienten signifikant gestiegen. Dennoch wurde an diesem Gedenktag das Leben ausgiebig gefeiert, aber: „Jeder Drogentote ist einer zu viel“, gab Milena Rainalter zu bedenken.

Vorarlberger Nachrichten 24.07.2020 redaktionell gekürzter Beitrag



Dokumentation

Baum der Hoffnung

Auch in diesem Jahr fand in Wien am Baum der Hoffnung, der im Jahr 2011 von der Elterngruppe Wien feierlich gepflanzt wurde, eine kleine Feier am 21 Juli statt. Der Gedenkbaum steht in unmittelbarer Umgebung des UN Komplexes (UNODC), also dem Ort an dem jedes Jahr die Staatschefs zusammenkommen um über eine Weiterentwicklung der internationalen Drogenpolitik zu diskutieren.



Veranstaltung

Reus

Organisiert von dem katalanischen Netzwerk von Menschen die Drogen gebrauchen (CATNPUD) findet auch im Reus eine Gedenkveranstaltung am 21 Juli statt.