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Gedenktag für Drogentote – Neustadt-Geflüster (neustadt-ticker.de)

Gedenktag für Drogentote

19. Juli 2024 Anton Launer Aktuell

Am Sonntag, dem 21. Juli 2024 findet der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende statt. An diesem Tag soll an die Menschen erinnert werden, die durch Drogenkonsum ihr Leben verloren haben. Die Organisation JES Dresden1 fordert ein Umdenken in der aktuellen Drogenpolitik, die aus ihrer Sicht gescheitert ist. Statt repressiver Maßnahmen soll eine akzeptierende und stigmatisierungsfreie Politik verfolgt werden.

Erstmals wurde im Jahr 2020 auf das Schicksal von Drogenopfern aufmerksam gemacht. Foto: Archiv/Luisa Zenker

Im Jahr 2023 starben in Deutschland 2.227 Menschen durch Drogenkonsum (Quelle: Bundesregierung), fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Dirk Schäffer von der Deutschen Aidshilfe betont, dass die Entkriminalisierung des Besitzes geringer Mengen für den Eigenkonsum notwendig ist. Nur so kann verhindert werden, dass Menschen gefährliche Substanzen heimlich konsumieren und erst spät Hilfe suchen.

Konsumsicherheit für alle(s)

Unter dem Motto “Konsumsicherheit für alle(s)!” wird JES Dresden am 21. Juli 2024 im Alaunpark einen Infostand betreiben. Dort möchten sie mit Bürger*innen ins Gespräch kommen und über die Anliegen von Drogenkonsumenten informieren. Der 21. Juli wurde als Gedenktag gewählt, da an diesem Tag Ingo Marten verstarb. Seine Mutter setzte sich nach seinem Tod für die Rechte von Substanzgebrauchern ein. Seit 1998 finden jährlich weltweit über 800 Veranstaltungen zur Entstigmatisierung von Drogengebrauchern statt.

JES Dresden engagiert sich ehrenamtlich für die Interessen von Drogenkonsumenten. Sie sind Teil des bundesweiten Netzwerkes des JES Bundesverbandes und setzen sich für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen ein. Zu ihren Forderungen zählen niedrigschwellige Substitution auch für Menschen ohne Krankenversicherung, der Zugang zur Diamorphinbehandlung, die Einrichtung von Konsumräumen und die flächendeckende Ausgabe von Naloxon, einem Notfallmedikament bei Überdosierungen.

Darüber hinaus fordert JES Dresden die Finanzierung von Psychotherapie ohne Abstinenzgebot, die Entkriminalisierung und bundeseinheitliche Regelungen für den Erwerb und Besitz geringer Mengen zum Eigenbedarf sowie die Bereitstellung von Wohnraum für obdachlose Drogenkonsumenten.

Stefan Ritschel vom JES Bundesverband betont: “Jeder Drogentod ist einer zu viel. Menschenleben dürfen nicht zum Spielball politischer, religiöser oder persönlicher Vorbehalte werden.” Der 54-jährige Drogengebraucher fügte hinzu: “Viele meiner Freunde sind schon tot, und ich hatte einfach nur Glück bis jetzt!”

Zum Gedenktag ruft JES Dresden dazu auf, Teil einer wachsenden Bewegung zu werden und sich für die Rechte von Drogenkonsumenten einzusetzen. Denn, so die Gründungserklärung des JES Bundesverbandes: “Drogengebraucher besitzen ebenso wie alle anderen Menschen ein Recht auf Menschenwürde. Sie brauchen es nicht erst durch abstinentes und angepasstes Verhalten zu erwerben.”

1 JES steht für Junkies, Ehemalige und Substituierte – Mehr Infos: www.jes-bundesverband.de

 



Dokumentation

Bericht & Bilder

 

Am 21. Juli, 13:00 bis 16:00 Uhr wurde auf dem Burgplatz, einem zentralen und geschichtsträchtigen Platz im Essener Stadtkern, der verstorbenen Drogengebrauchenden gedacht.

Der Gedenktag fand auch in diesem Jahr in enger Zusammenarbeit zwischen der Aidshilfe Essen e.V., Bella Donna – Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen Essen e.V., CVJM Sozialwerk Essen gGmbH sowie der Suchthilfe Direkt Essen gGmbH statt.

Obwohl oder vielleicht auch gerade wegen der Tatsache, dass der Gedenktag in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, stieß die Veranstaltung bei den Drogengebraucher:innen, Angehörigen und Mitarbeiter:innen des Hilfenetzwerkes auf große Resonanz.

Durch das Aufstellen eines großen Kreuzes und das Verlesen der 35 Namen, die seitens der Institutionen bekanntlich seit dem letzten Gedenktag in Essen verstorben sind, erinnerten wir stellvertretend an all die in 2023 Verstorbenen.
Des Weiteren wurden eine christliche Andacht von einem Vertreter des CVJM sowie Fürbitten von den Anwesenden vorgetragen.

Auch die bundesweite Sprühaktion wurde von den Teilnehmenden sehr gut angenommen und ermöglichte ihnen, sich zudem auf kreative Weise von den Verstorbenen zu verabschieden.

Das Rahmenprogramm wurde durch einen Musiker begleitet und verlieh dem Gedenktag eine feierliche und emotionale Atmosphäre, die dem Anlass entsprechend gerecht wurde.

Zugleich haben die erwähnten Institutionen des Suchthilfenetzwerkes den Gedenktag genutzt, um ihre Angebote und Maßnahmen gemäß dem diesjährigen Motto „Konsumsicherheit für alle(s)“ zu präsentieren – Maßnahmen, die drogengebrauchende Menschen vor Risiken und Schäden des Konsums bewahren oder diese reduzieren können!

 



Dokumentation

Bericht & Bilder

 

Am heutigen Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher:innen, welcher stets am 21.7. begangen wird, hat der Chill Out e.V. den sonnigen Sonntag für eine Aktion im öffentlichen Raum genutzt. Im Park Sanssouci klärten ehrenamtliche Aktivist:innen unterstützt von Lysander über den Tag auf, gedachten Freund:innen und Klient:innen und malten gemäß der bundesweiten Aktion Schmetterlinge auf den Asphalt. Auch der Hinweis, dass die Todeszahlen in den letzten Jahren stets stiegen und wir bei einem traurigen Rekord von 2227 Menschen im Jahr 2023 angelangt sind und das dies nicht zuletzt an einer reformbedürftigen Drogenpolitik liegt wurde thematisiert.



Dokumentation

Gedenktag erstmalig von JES Dresden veranstaltet!

Hi. Ich möchte mich zunächst kurz vorstellen: mein Name ist Anna, ich bin 28 Jahre alt und wohne in Dresden. Seit einigen Jahren bin ich in der akzeptierenden Drogenarbeit tätig, wobei ich im Sommer letzten Jahres auf die Arbeit des Bundesverbandes gestoßen bin. Ich war sofort begeistert und dachte mir, dass ich mich aufgrund meiner eigenen Biografie gern beim JES e.V. einbringen möchte. Deshalb bin ich nun seit ein paar Monaten auch als aktives Mitglied in der „Nord-Ost Schiene“ dabei. Die Strukturen für konsumierende Personen in der Stadt Dresden sind leider sehr bedürftig und die Fördermittel werden immer wieder gekürzt. Dennoch ist die Frage nach Vernetzung bei konsumierenden und ehemals konsumierenden Personen immer wieder präsent. Die Angebote der Stadt orientieren sich dabei leider größtenteils an der Abstinenz, was nicht immer im Interesse der Menschen ist. Deshalb habe ich die Gruppe JES Dresden, als Teil des Bundesverbandes, ins Leben gerufen. Wir möchten einen Raum schaffen, in dem sich konsumierende und nicht mehr konsumierende Personen zusammenfinden, sich austauschen, vernetzen, politisch aktiv werden, sich über Erfahrungen / Diskriminierung / Stigmatisierungen und über alles rund um akzeptierende Drogenarbeit sowie Substitution austauschen können. Als lose Gemeinschaft Gleichgesinnter sind wir gerade dabei ein monatliches Frühstück zu initiieren, wo sich Menschen, die sich angesprochen fühlen zusammen finden können. Wenn du also Menschen kennst, die in Dresden wohnen oder vielleicht selbst in Dresden wohnst und Bock auf unsere Gruppe hast, dann melde dich gern per E-Mail bei mir: jesDresden@web.de.

Wie die Überschrift bereits verrät, haben wir in diesem Jahr erstmalig den Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende veranstaltet. Die Vorbereitungen gestalteten sich dabei zunächst schwer und es sah kurzfristig so aus, als ob der diesjährige Gedenktag in Dresden nicht stattfinden kann. Dies lag daran, dass sie sozialen Projekte, mit denen wir den Tag sehr gern gemeinsam gestaltet hätten, aus verschiedenen Gründen absagen bzw. ihr Gedenken auf einen anderen Tag verschieben mussten. Da es mir aber ein großes Anliegen war den Gedenktag auch wirklich am 21. Juli zu veranstalten, aktivierte ich meine Freund*innen um das Gedenken an dem Tag auch umsetzen zu können. Nach mehreren Treffen und Absprachen stand unser Programm, die Aufgaben waren verteilt und wir gaben auch ein paar Tage vorher eine Pressemitteilung raus.

Den Tag gestalteten wir also am 21. Juli von 12.00 bis 18.00 Uhr im Alaunpark in Dresden, einem Stadtpark inmitten des Szeneviertels Dresden-Neustadt. Wir bauten einen kleinen Stand unter einem Pavillon auf und hatten den ganzen Tag live Musik von einem Singer-Songwriter (Instagram: michaelnetwall). Aufgrund der Hitze war zu Beginn leider nicht so viel los, aber nach und nach kamen Leute an den Stand oder fuhren mit dem Rad vorbei. Da wir ein großes Transpi mit den Worten „21. Juli internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende“ an unserem Pavillon befestigt hatten, konnten auch die Vorbeifahrenden schnell erkennen, was der Hintergrund unserer Veranstaltung war. Es entstanden schöne Gespräche vielfältiger Art und Menschen wurden zur Vernetzung eingeladen. Um die gesamte Veranstaltung noch etwas interaktiver zu gestalten und das diesjährige Motto zu fokussieren, hatten wir eine Box sowie Zettel mit der Frage „Was bedeutet Konsumsicherheit für dich?“ aufgestellt. Die Antworten waren vielfältig und unterschiedlich: sichere Konsumräume sowie Abstinenzräume, flächendeckende und anonyme ärztliche Versorgung, Safer Use, Aufklärung, Prävention und keinen Suchtdruck zu haben – um nur einige zu nennen. Trotz des traurigen Anlasses, gab uns der Tag etwas Hoffnung, da wir Gleichgesinnte erreichen konnten um für eine bessere Drogenpolitik zu kämpfen.

Abschließend möchte ich nochmal Danke sagen: Danke an meine Freund*innen für die Unterstützung sowie die gemeinsame Planung und Durchführung dieses schönen Tages. Danke, an das Fachteam für Suchtprävention und Konsumkompetenz für den Pavillon und die Materialien. Danke Micha für die musikalische Begleitung. Und Danke an all die tollen Besucher*innen. Danke, dass ihr da wart und danke für die schönen Gespräche. Bis Bald!

Anna – JES Dresden



Dokumentation

Statements

Wir zeigen hier ein besonderes Video vom Gedenktag, das einige Stimmen und Forderungen einfängt. Jeder Beitrag in diesem Video ist ein eindringlicher Appell für Veränderungen, die Leben retten können und steht für mehr Menschlichkeit und Sicherheit im Umgang mit Drogen.

KONSUMSICHERHEIT FÜR ALLE(S)
So lautete das Motto des Internationalen Gedenktages für verstorbene Drogengebrauchende 2024.

Die VISIONäre haben diesen Gedenktag gemeinsam geplant und durchgeführt und verzichteten in diesem Jahr auf Redner von außen. Nicht aus Mangel an Möglichkeiten, diese Entscheidung trafen wir sehr bewusst. Dieses Jahr sollte der Gedenktag nicht nur für die Besucher*innen und Nutzer*innen sein, sondern auch von ihnen mitgestaltet werden. So hatten alle Anwesenden u.a. die Gelegenheit, ihre Vorstellungen von Konsumsicherheit mitzuteilen.

Die Mitarbeiter*innen machten den Anfang und eine Vielzahl der Gäste stieg mit ein. Forderungen von Drug Checking und Drogenkonsumräume waren zu hören. Aber auch klare Statements wie „nice people take drugs“ fanden den Weg ins Mikrofon und bewiesen wieder einmal, das Drogenkonsument*innen eine Meinung und Haltung haben, zu der sie auch öffentlich Stellung beziehen.



Dokumentation

Rede von Claudia Schieren

Mit einer eindringlichen Begrüßungsansprache zum Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende gestaltete unsere Geschäftsführerin Claudia Schieren den Anfang der Veranstaltung zum 21.07.2024 in Köln. Unter dem Motto „Konsumsicherheit für alle(s)“ betonte sie die Notwendigkeit von Mut, Innovation und Flexibilität im Umgang mit Angeboten und Hilfestellungen für Drogengebraucher*innen und wies auf fehlende Elemente und fatale finanzielle Entscheidungen in der Drogenhilfe hin. Sie erinnerte an die vielen Verstorbenen und forderte unter anderem:

  • Versorgung mit kostenlosem Naloxon Nasenspray aller Konsumenten illegaler Opioide
  • Einführung von Drug Checking in NRW
  • Reform der Substitutionsbehandlung
  • niedrigschwelligen Zugang zur Diamorphinbehandlung
  • ein Ende der Vertreibung von Drogengebrauchenden aus Innenstädten

Jeder Mensch hat das Recht auf Aufenthalt und Schutz.
Der ausschließliche Konsum von Drogen ist kein Anlass für ein Aufenthaltsverbot und Vertreibung. Konsum ist nicht strafbar und darf auch mit den genannten Maßnahmen nicht geahndet werden.



Dokumentation

„Der Gedenktag sprüht“ vs. Regen

Zeit und Regen waschen vieles fort, doch die Erinnerung bleibt. In diesem Zeitraffer-Video seht ihr, wie die VISIONäre viele Schmetterlinge auf den Boden sprühen und diese kurz vor Öffnung des Gedenktags für verstorbene Drogengebrauchende vom Regen weggewaschen werden. Jeder Schmetterling stand für einen Verstorbenen – ein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. ️

Lasst uns gemeinsam innehalten und derjenigen gedenken, die nicht mehr bei uns sind. Ihre Spuren mögen verschwinden, aber ihre Erinnerungen bleiben für immer in unseren Herzen.

Du fehlst!



Dokumentation

Bilder

Bilder: JES Frankfurt



Dokumentation

Ein Zeichen der Hoffnung und des Erinnerns

Das Café Plattform des Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e.V. ist eine Einrichtung für wohnungslose und/ oder suchtkranke Menschen sowie solche, die kurz davorstehen, ihre Wohnung zu verlieren. Der diesjährige Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende fand am Sonntag, dem 21. Juli 2024 statt. Schon mehrere Wochen vor dem Gedenktag informierten wir unsere Besucher:innen durch einen Aushang über den anstehenden Tag und bastelten fleißig an unseren Schmetterlingen als Symbol, um an Verstorbene zu gedenken.

Der Gedenktag startete um 12 Uhr in unserer Einrichtung. Bei Kaffee und Kuchen hatten unsere Besucher:innen die Möglichkeit die gebastelten Schmetterlinge mit Namen und Datum verstorbener Menschen zu beschriften und an einer vorbereiteten Wand (siehe Foto) zu befestigen. Hier wurden auch persönliche Geschichten und Erinnerungen an die Verstorbenen geteilt. Einige hatten Texte vorbereitet, andere erzählten von besonderen Momenten, die sie mit den ihnen verbanden.

Glücklicherweise schien an diesem Tag auch in Aachen die Sonne, sodass wir unter freiem Himmel die Schmetterlingsformen mit Sprühkreide auf den Asphalt sprühen konnten. Somit konnten wir uns an der bundesweiten Aktion „Der Gedenktag sprüht…“ beteiligten und auch in Aachen auf diesen wichtigen Tag aufmerksam machen.

Durch die große Anteilnahme unserer Besucher:innen und die vielen Verabschiedungen kam eine bewegende Atmosphäre auf, die den Zusammenhalt und das gemeinsame Erinnern stärkte. Der Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende erinnerte uns nicht nur an diejenigen, die wir verloren haben, sondern auch an die Bedeutung von Unterstützung und Zusammenhalt. Wir danken allen, die diesen Tag mitgestaltet und begleitet haben, und hoffen, dass wir auch in Zukunft durch solche Aktionen ein Zeichen der Hoffnung und des Erinnerns setzen können.



Dokumentation

Das Café Clara trauert

Auch in diesem Jahr hat das Café Clara den verstorbenen Drogengebrauchenden gedacht. In Zusammenarbeit mit den KlientInnen des Café Claras wurde eine kleine Gedenkleinwand erstellt. Das Café Clara trauert um drei Klienten.