FÜRSTENFELDBRUCK

Ein erster Schritt

 

Seit 5 Jahren gibt es unsere Kontakt- und Begegnungsstätte, das P6 Neo, in Fürstenfeldbruck. Unseren Träger, den AID e.V. gibt es schon seit über 20 Jahren und in all der Zeit wurde der 21. Juli eher im stillen Gedenken begangen. Das wollten wir dieses Jahr ändern!

Es war unser Ziel, einen Infostand zum Thema „Gedenktag“ und zu unserer Einrichtung in der Innenstadt oder in der Fußgängerzone in der Buchenau zu errichten. Leider war bedingt durch Corona alles recht schwierig zu organisieren. Eine direkte Einbindung unserer Besucher war schwierig, da wir durch die Corona-Situation keine Planungssicherheit hatten und viele Besucher auch das öffentliche Auftreten scheuen.

Wir verteilten die Plakate an Schwarzen Brettern in der Stadt, teilten sie in den sozialen Medien und gaben sie an anliegende Einrichtungen weiter. Bei einigen Stellen wurden unsere Plakate mit Freude entgegengenommen, andere wollten mit dem Thema lieber nicht in Verbindung gebracht werden. Es war schon enttäuschend und auch erschreckend zu sehen, wie wenig Interesse und Fürsprache unsere Arbeit hier hat. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt Präsenz zu zeigen.

Suchthilfe muss raus aus den Hinterhöfen

Suchthilfeeinrichtungen müssen aus den Hinterhöfen raus und ins Bewusstsein der Bürger kommen. Es war uns wichtig, nicht nur Trauer und Gedenken an die Verstorbenen in den Vordergrund zu stellen, sondern wir wollten auch Präsenz zeigen und Menschen ermuntern, unsere Einrichtung aufzusuchen. Um respektvoll aber dennoch auch einladend zu wirken, hatten wir uns entschlossen, bunte Gerbera an Passanten zu verteilen.

Zu unserer aller Freude, dauerte es nicht lange und die ersten uns bekannten Besucher*innen erschienen. Obwohl es vorher keine/r angekündigt hatte, haben sie uns überrascht und sich zu uns an den Stand gesellt. Es war nicht für alle leicht, sich so offen zu uns als Suchteinrichtung zu bekennen. Umso mehr haben wir uns über jeden Besuch gefreut.

Da die meisten Passant*innen eher auf Abstand an uns vorbei gegangen sind, haben wir aktiv Blumen verschenkt. Diese Geste wurde anfangs von einigen Menschen als eher störend empfunden, es herrschte großes Misstrauen. Nachdem wir aber versicherten, dass es sich wirklich nur um ein Geschenk handle, wurde uns mit einem Lächeln gedankt.

Es war verwunderlich, wie viel Misstrauen und auch Unverständnis uns entgegenkam. Nachdem wir die Blumen verschenkt hatten und kurz den Grund schilderten, waren viele überrascht, dass es diesen Gedenktag überhaupt gibt und ob das denn eine relevante Zahl sei, dass es dafür einen Gedenktag gäbe.

Durch offene und nicht belehrende Gespräche konnten wir viel Aufklärungsarbeit leisten, letztendlich waren die, die sich Zeit nahmen zum Zuhören, interessiert und die anderen bedankten sich für die Blumen und gingen weiter.

Für uns als Team und als Einrichtung, war dieser Tag ein echter Meilenstein. Zum ersten Mal wurde der 21. Juli öffentlich begangen und wir wünschen uns, damit eine Tradition begonnen zu haben. Nach der erfolgreichen Aktion kamen auch andere Organisationen aus Fürstenfeldbruck auf uns zu und haben eine Kooperation für nächstes Jahr angefragt.

Ein Zeichen, ein deutlicher Schritt in die Öffentlichkeit und eine Positionierung in Fürstenfeldbruck.

Sara Fremmer, P6 Neo, Fürstenfeldbruck