FREIBURG

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Gedenken in Zeiten von Corona

Anlässlich des diesjährigen Gedenktags lag es uns am Herzen, eine Nachricht mit Außenwirkung zu senden: sowohl an unsere Besucher im Kontaktladen als auch an die Öffentlichkeit. Da wir derzeit unsere Türen nicht wie gewohnt öffnen können und der Zugang zum Kontaktladen aufgrund der Corona-Beschränkungen nur für Einzelne zu Beratungsgesprächen und Spritzentausch ermöglicht werden kann, war eine öffentliche Veranstaltung leider nicht durchzuführen.

Angelehnt an das diesjährige bundesweite Motto des Gedenktages „Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenecht sein – ob mit oder ohne Corona/COVID 19“ haben wir eine kurze Bilanz der wichtigsten Aspekte bezüglich der Freiburger Versorgung von Menschen mit Drogenkonsum gezogen

Der Verlust von einem Menschen, den man eine  Zeit lang intensiv begleitet hat, ist an sich schon sehr tragisch. Wenn man aber nicht die Möglichkeit hat so zu trauern, wie man es eigentlich gewohnt ist, dann macht es die ganze Sache nicht leichter. Hinter MNS-Masken und Plexiglasscheiben mit mindestens 1,5 Metern Abstand sind auch wir als Team, das mit Angehörigen und Freunden mitfühlt und Trost spenden  will, an Grenzen geraten. Schmerzlich bewusst wurde in diesem Zuge auch, wie wichtig gemeinsame Rituale wie beispielsweise Trauerfeiern für den Abschiedsprozess sind.

Um andere und uns selbst nicht zu gefährden, haben wir dieses Jahr folgende Wege für ein Zeichen der Solidarität gewählt: Für die verstorbenen Drogengebraucher*innen wurde eine Traueranzeige in der Badischen Zeitung geschaltet.

Zusätzlich haben wir mit Bannern und einer „Trauer-Mauer“ (siehe Foto) auf die Verstorbenen aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit Klient*innen haben wir die Namen derer aufgeführt, die wir vermissen. Seit letztem Jahr sind unserem Kenntnisstand nach  in Freiburg mindestens 8 Personen infolge ihres Drogenkonsums (teils durch Langzeitfolgen) verstorben.

Stephanie Vogt und Charlotte Friedrich