Bad Kreuznach

 Persönliche Einblicke zum diesjährigen Drogentoten-Gedenktag

Öffentliche Aktion und interne Feier waren gleichermaßen emotional

Jährlich am 21. Juli findet bundesweit der Gedenktag für Drogentote statt – in diesem Jahr zum 25. Mal. Die Bad Kreuznacher Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Rhein-Hunsrück-Nahe e.V., die sich seit sechs Jahren regelmäßig beteiligt, organisierte nun eine Aktion auf dem Bahnhofsvorplatz in der „Bäderstadt“.

Suchtberater Christian Schaller von der Caritas-Fachstelle „Aufsuchende Arbeit“ und seine Kollegin Sarah Huff gaben damit Betroffenen eine Stimme: Etliche Luftballons, zu einer Kette aufgereiht, trugen Statements drogenabhängiger Klienten. Eindrücklich skizzierten sie Respektlosigkeit und Geringschätzung, die diese Menschen aufgrund ihrer Situation am eigenen Leib erfahren hatten.

Indem sie Passanten durch die oft sehr persönlichen Worte Betroffener an deren Leben teilhaben ließ, folgte die Aktion in Bad Kreuznach dem Jubiläums-Motto des Gedenktags: „Gemeinsam für Menschenwürde und Akzeptanz“.

„Für uns als Suchtberaterinnen und Suchtberater stehen am 21. Juli stets zwei Dinge im Vordergrund“, erläutert Christian Schaller. „Einerseits der politisch-gesellschaftliche Aspekt des Umgangs mit suchtkranken und drogenabhängigen Menschen, andererseits aber genauso das Thema der individuellen Trauer von Angehörigen und Freunden.“

Damit verweist der Diplom-Pädagoge auf den eigentlichen, spirituellen Kern der diesjährigen Aktion: eine Gedenkfeier im kleineren Kreis am darauffolgen Samstag, die Caritas-Mitarbeiter und -Klienten gemeinsam mit Kaplan Patric Schützeichel von der Pfarreiengemeinschaft Heilig Kreuz Bad Kreuznach und Kreuzerhöhung-Maria Himmelfahrt Norheim gestaltet hatten.

Eingeladen waren etwa 50 Gäste – zumeist Menschen mit eigenem Bezug zum Thema „Drogentod“, die bereits Angehörige oder Freunde zu betrauern hatten. Nach einem musikalischen Einstieg mit „In diesem Moment“ (Roger Cicero) gab Patric Schützeichel, religiös geprägte Denkanstöße.

Dabei beschrieb der Seelsorger besondere, emotionale Momente, die zum Leben gehören – freudige oder traurige Ereignisse, aber auch dramatische. Für Christian Schaller ist eine Qualität einer solchen Gedenkfeier, dass sie erlebter Trauer bewusst Raum gibt. „Im Alltag fehlt leider allzu oft die Muße, sich damit angemessen auseinanderzusetzen“, so der Caritas-Mitarbeiter.

Schließlich stiegen weiße und schwarze Luftballons mit persönlichen Gedanken und Wünschen für die Verstorbenen auf. Dieses Ritual gehört in Bad Kreuznach seit jeder fest zum Drogentoten-Gedenktag und beschließt die Feier in jedem Jahr.